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Die Formel 1 speckt ab, wenn auch nicht ganz so drastisch, wie es den Anschein hat. Hier bewegt Vize-Champ Felipe Massa nämlich nur spaßeshalber einen Gokart.

REUTERS/Marcos Issa/Argosfoto-Handout

Monaco/Paris - Gut möglich, dass Honda mit dem kurzfristigen Ausstieg aus der Formel 1 dem ganzen Zirkus mittelfristig die Zukunft gesichert hat. Die Japaner haben, durchaus nachvollziehbar, entschieden, dass es weder finanziell noch imagemäßig einen schlanken Fuß macht, einerseits wegen dramatischer Absatzeinbrüche Fertigungsstätten zu schließen und Beschäftigte zu entlassen, anderseits aber weiter rund 500.000 Millionen Dollar in den Sport zu pumpen. Nur sechs Tage später einigten sich die verbliebenen Teams bzw. Hersteller und der Automobil-Weltverband (Fia) anlässlich einer Krisensitzung in Monaco auf ein umfängliches Sparpaket.

Alle Details sollen erst nach dessen Absegnung durch das World Motor Sport Council der Fia am Freitag in Paris bekanntgegeben werden. Weil aber beim Meeting in Monaco sehr viele Herren zugegen waren, sickerte durch, dass zunächst an Motoren und Testrunden gespart wird.

Konkret soll während der Saison überhaupt nicht mehr getestet werden dürfen. Zudem müssen Motoren ab der neuen Saison vier statt wie bisher zwei GP-Wochenenden aushalten. Flankierend sollen Einschränkungen bei den ausufernden Windkanaltests kommen. Und schließlich wird gefordert, dass die Teams mittelfristig nur noch 250 Mitarbeiter beschäftigen dürfen.

Ein nächster motorenbezogener Schritt soll ab 2010 mit der Einführung der Einheitstriebwerke folgen. Auch Teams, die bisher strikt dagegen waren, können nun dem von Fia-Präsident Max Mosley favorisierten Plan einiges abgewinnen. Der Engländer, dessen eigenwillige Freizeitgestaltung übrigens längst kein Thema mehr ist, wachelt mit einem Vorvertrag mit Cosworth. Die Motorenschmiede in Northampton bietet Triebwerke samt Getriebe für 6,42 Millionen Euro pro Saison und Team an. Wer sich gar nicht von seinen Motoren trennen will, kann diese auch der Leistung der Cosworths anpassen.

Zu Beginn des Treffens in Monaco malte Mosley die Zukunft der Formel 1 noch in den düstersten Farben aus. Durch das enge Reglement hätten sich die Ingenieure nur darauf konzentriert, absolute Kleinigkeiten unter Einsatz von Unsummen zu verbessern. Echte Innovationen seien dabei auf der Strecke geblieben. Mosley: "Das zerstört langsam die Formel 1."

Nach dem Treffen zeigte sich der 68-Jährige "sehr erfreut". Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der Chef der Teamvereinigung (Fota), formulierte blumiger: Die Einigkeit der Teams sei Grundlage dafür gewesen, "die Ziele für eine neue Formel 1, aber mit der gleichen DNA zu erreichen".

Mercedes-Sportchef Norbert Haug zeigte sich ebenfalls zufrieden mit den Sparmaßnahmen, betonte aber, dass bei McLaren-Mercedes ohnehin schon lange solide gewirtschaftet werde. "Was unser Team betrifft und ganz besonders uns als Hersteller, so geben wir heute weniger Geld für die Formel 1 aus als noch vor fünf Jahren." Dennoch sollen die Kosten in den kommenden zwei Jahren halbiert, die Einnahmen aber gesteigert werden. Gut möglich, dass Honda für Tipps, wie das zu erreichen ist, dankbar gewesen wäre. (sid, lü, DER STANDARD Printausgabe 12.12.2009)