Wien - Die Ratingagentur Moody's droht mit einer Absenkung des Ratings der Erste Group. Die kurzfristige Bewertung (bisher Prime-1) bleibe unberührt, niedriger eingeschätzt könnten aber die langfristigen Verbindlichkeiten (bisher Aa3) und das Bank Financial Strength Rating (BFSR, bisher C) werden, heißt es in einer Aussendung der Ratingagentur vom Donnerstagabend. Die Erste Group meinte in einer ersten Reaktion, Moody's habe lediglich den Ausblick von stabil auf negativ gesenkt, das sei "nichts außergewöhnliches". Von dieser schlechteren Bewertung seien praktisch alle in Osteuropa tätigen Banken betroffen, hieß es gegenüber der APA. Die Erste Group teile aber den pessimistischen Ausblick der Ratingagenturen auf Osteuropa nicht.

Die finanzielle Flexibilität, die Kapitalisierung und letztlich auch die Profitabilität der Erste Group könnten zu schwach sein, um dem Abschwung auf den Märkten in Zentral- und Osteuropa zu widerstehen. Die Bank könnte in den nächsten Jahren mehr Kapital brauchen, schreibt Guido Versondert, bei Moody's Chefanalyst für die Erste Group. Dies gelte auch nach Berücksichtigung der 2,7 Mrd. Euro Kapitalspritze der Republik Österreich und dem Verkauf des Versicherungsgeschäfts an die Wiener Städtische, der das Erste-Kapital um 600 Mio. Euro stärkt.

Privatkundengeschäft

Die Erste Group habe in Osteuropa ein gut funktionierendes Privatkundengeschäft aufgebaut, mit positiven langfristigen Aussichten, lobt Moody's. Die wirtschaftliche und politische Unsicherheit und Instabilität sei aber groß. Der drohende Wirtschaftsabschwung könnte die Erträge der Erste Group verringern und die Kapitalquoten aufzehren. Die Ratingagentur weist auch auf Lücken bei Geldaufbringung und Kapital hin, die bei lokalen Banken in Osteuropa selbst bei einem moderaten Wachstum zu erwarten seien. Dazu kämen die "historisch schwachen Kapitalquoten der Erste Group".

In Summe sei Moody's besorgt, dass die Einnahmen zurückgehen und die Vorsorgen für Kreditausfälle substanziell steigen könnten, was zu signifikant schwächeren finanziellen Erfolgen führen könnte, als für ein C BFSR Rating nötig wäre. Die nächste Bewertung von Moody's werde sich daher vor allem auf die langfristigen Pläne zum Kapitalaufbau der Erste Group - über bisher bekannte Maßnahmen hinaus - sowie auf die Ergebnisse des vierten Quartals 2008, und frühe Indikatoren für die wirtschaftliche Entwicklung in Osteuropa sowie die Entwicklung von Problemkrediten konzentrieren.

Die Erste Group mache umfangreichen Gebrauch von nachrangigen Schulden und Hybridkapital, betont Moody's. Auch diesen droht nun die Abstufung. Gerade solche Instrumente könnten von Moody's in Zukunft kritischer gesehen werden als bisher. Moody's will sich in einer getrennten Mitteilung zum Risiko für die Tochterunternehmen äußern. (APA)