Frankfurt/Main - Nach dem vorläufigen Scheitern des Rettungspakets für die US-Autobranche rechnet Experte Ferdinand Dudenhöffer mit Pleiten von General Motors (GM) und Chrysler noch in diesem Jahr. "Es ist schrecklich. Kommt das Paket nicht, gehen Chrysler und GM noch 2008 in Konkurs", sagte Dudenhöffer am Freitag. Im Konkurs würden sich die Auto-Riesen aber nicht erholen. Deshalb müsse man "ein halbes Jahr später mit Anschlusskonkursen in Europa rechnen".

In größter Gefahr sieht Dudenhöffer auch die deutschen Zulieferer mit Amerika-Geschäft: "Wer in den USA stärker im Geschäft ist, wird bluten müssen". Continental sei sehr sensibel aufgestellt, und auch bei Schaeffler sei die Kapitaldecke auch durch Übernahmen "unendlich dünn geworden". Beide suchten verzweifelt nach Investoren. "Ganz klar: Wenn jetzt GM und Chrysler stürzen, wackelt auch Conti", sagte Dudenhöffer. Auch Bosch und weiteren Zulieferern werde ein Wegbrechen ihrer Abnehmer "richtig wehtun".

Für Opel sieht Dudenhöffer keinen Weg aus der Zwangsgemeinschaft mit GM: "Die einzige Hoffnung wäre, dass jemand Opel kauft. Und so jemanden finden Sie nicht". Interessenten werde es erst geben, wenn es darum gehe, sich die besten Teile aus der Opel-Konkursmasse zu sichern. "Deshalb gilt: Wenn GM nicht gerettet wird, sieht es sehr schlecht aus für Opel".

Keine Opel-Übernahme

Eine Übernahme von Opel durch die Bundesregierung komme aus verschiedenen Gründen nicht in Betracht: "Zum einen wären die Risiken nicht zu überschauen. Zum anderen ist Opel kein eigenständiger Konzern, sondern eine mit General Motors verflochtenen Marke. Deshalb könnte Opel gar nicht auf eigenen Beinen stehen."

Mit der US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW), die das geplante Rettungspaket mit ihrem Widerstand gegen schnelle Lohnsenkungen verhindert hatte, ging Dudenhöffer hart ins Gericht: "Es sieht so aus, als ob diese Leute alle über die Klinge springen lassen." Bei diesem Spiel werde es aber nur Verlierer geben: "Da gibt es niemanden, der in die Hände klatschen kann. Wenn die großen Autobauer Pleitegehen, wird man in Detroit nie mehr einen Arbeitsplatz finden. Umso unbegreiflicher, wie dort Russisches Roulette gespielt wird."

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) hält den Rettungsplan für die US-Autokonzerne noch nicht für endgültig gescheitert. Es gebe Signale für weitere Gespräche und neue Lösungsansätze, sagte ein Verbandssprecher am Freitag in Frankfurt. Der innenpolitische Druck auf die US-Regierung, für ein Hilfspaket zu sorgen, bleibe schließlich bestehen. Es sei daher noch zu früh, über mögliche Konsequenzen einer eventuellen Insolvenz von US-Autobauern auf die Hersteller in anderen Ländern zu sprechen. (APA/AP/dpa)