Berlin - In 31 von 45 Fällen in der deutschen Bundesliga war der "Winterkönig" mit dem späteren Fußball-Meister identisch. Vor der 17. und letzten Runde des Jahres haben noch drei Vereine zumindest theoretische Chancen, den inoffiziellen Titel zu holen: Spitzenreiter TSG 1899 Hoffenheim (+19 Tore), dessen punktegleicher Jäger Bayer München und die drei Zähler zurückliegende Werkself von Bayer Leverkusen (je + 15).

Der krasse Außenseiter aus Leverkusen hat mit dem Nachzügler Energie Cottbus zu Hause die auf dem Papier zwar leichteste Aufgabe vor sich, aber im Kampf um Platz eins trotzdem die schlechtesten Karten. Der Herbstmeister wird wohl im Fernduell zwischen den Nordbadenern und den Münchnern fallen. Der Rekordmeister kann dabei am Samstag in Stuttgart (15.30 Uhr/live ATV) vorlegen, der Aufsteiger müsste dann im einzigen Sonntag-Spiel vor eigenem Publikum gegen FC Schalke nachziehen.

"Wir wollen zeigen, dass die Herbstmeisterschaft nach München gehört und nicht nach Hoffenheim. Burschen, konzentriert euch noch einmal, gebt noch einmal alles", appellierte FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge an seine Bayern, die nach schwachem Saisonstart nun schon zehn Liga-Partien ungeschlagen sind. Doch der Favorit sollte gewarnt sein, denn zuletzt setzte es in Stuttgart zwei Niederlagen (0:2 und 1:3). Coach Jürgen Klinsmann: "Es wäre immens wichtig, mit einem Erfolg das Jahr zu beenden."

Drei Punkte gelangen den Bayern in Stuttgart zuletzt am 21. Mai 2005 (3:1). In dem Süd-Schlager kommt es auch zum Wiedersehen zwei ehemaliger Kumpel, die jetzt Trainer-Kollegen und am Samstag Kontrahenten sind. Markus Babbel, der neue Teamchef des Meisters von 2007, und Klinsmann haben früher jeweils für den Gegner und von 1995 bis 1997 gemeinsam für die Bayern gespielt, den UEFA-Cup, den deutschen Titel und die EM 1996 gewonnen.

"Es ist keine Duell der Trainer, aber ein wichtiges Spiel. Wir wollen unsere zuletzt gezeigten Leistungen bestätigen", sagte Babbel. Der Veh-Nachfolger verspricht seinem Ex-Arbeitgeber einen heißen Tanz. "Nur weil der Gegner Bayern heißt, gehe ich nicht raus und will nur einen Punkt holen. Wir werden nicht in Ehrfurcht erstarren", verspricht der 36-Jährige, der 182-mal den rot-weißen Dress der Gäste und 51-mal das DFB-Trikot getragen hatte.

Die Hoffenheimer, deren 1:2-Niederlage in der Vorwoche in München Andreas Ibertsberger eingeleitet hat, sieht dem Showdown gelassen entgegen. Für Trainer Ralf Rangnick geht es "nicht um diesen Pseudotitel Herbstmeisterschaft", sondern wieder einmal "nur" um den Sieg. Die Verpflichtung von Ex-Teamkeeper Timo Hildebrand hat dem Dorf-Verein zusätzlich Zuversicht verliehen und sollte ein gutes Omen sein. Mit dem Schlussmann wurde der VfB Stuttgart 2007 überraschend deutscher Meister.

"Die Art und Weise, wie Hoffenheim Fußball spielt, hat mich begeistert", er wolle "Teil dieses Modells" sein, sagte der von Valencia geholte Routinier, der laut Mäzen Dietmar Hopp das Gehaltsgefüge "absolut nicht sprengt". Mit dem Einkauf will Rangnick die derzeit einzige offensichtliche Schwachstelle in seinem Team beheben. Der Vorarlberger Ramazan Özcan und Daniel Hass hatten nicht überzeugt, internationalen Ansprüchen genügen sie nicht, hörte man nicht einmal.

"Timo wird aber nicht automatisch unsere Nummer eins. Er weiß, dass er starke Konkurrenten hat", sagte dazu der Trainer. Özcan, dessen Vertrag noch bis 2010 läuft, kündigte an, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. "Ich werden den Konkurrenzkampf aufnehmen und hart an mir arbeiten", versprach der ÖFB-Teamspieler, während Haas über seine Zukunft erst zu einem späteren Zeitpunkt Stellung nehmen möchte.

Neben Ibertsberger dürften von den ÖFB-Legionären auch der Niederösterreicher Christian Fuchs in den Reihen des Tabellenvorletzten VfL Bochum im Heimspiel gegen den 1. FC Köln und der Bremer Sebastian Prödl vor eigenem Publikum gegen VfL Wolfsburg in der Startelf stehen. Der Steirer, der in der Champions League nach dem 2:1 gegen Inter Mailand vom Fachmagazin "kicker" die Note 3,5 erhielt, dürfte abermals den weiterhin an der Zehe verletzten Naldo in der Innenverteidigung ersetzen. Martin Harnik (Werder) und Ümit Korkmaz (Eintracht Frankfurt muss zum HSV) stehen noch auf der Ausfallliste. (APA)