Heidelberg - Nervöse Darmstörungen können genetisch bedingt sein. Wissenschafter der Universitätsklinik Heidelberg entdeckten bei Patienten, die häufig an Durchfällen leiden, charakteristische Veränderungen an Darmzellen. Auf deren Oberfläche sind Aufbau oder Anzahl jener Rezeptoren verändert, an die der Botenstoff Serotonin bindet.

Dieser Neurotransmitter beeinflusst nicht nur Stimmung, Schlaf und Blutdruck, sondern auch die Verdauung. Die genetisch bedingten Veränderungen stören die Reizleitung im Darm und führen so zu einer Überreizung, wie die Mediziner im Fachjournal "Human Molecular Genetics" schreiben. "Dadurch bedingte Störungen im Wasserhaushalt könnten eine Erklärung für die Entstehung der Durchfälle sein", sagte Untersuchungsleiterin Beate Niesler.

Hintergrund

In Österreich dürften rund 500.000 Menschen am Reizdarm-Syndrom leiden, wobei Frauen etwa doppelt so oft betroffen sind wie Männern. Die Ursachen der Störung sind unklar, was sowohl Diagnose als auch Therapie stark erschwert. In den USA ist das Medikament Alosetron zugelassen, das wegen gravierender Nebenwirkungen aber nur unter starken Einschränkungen verschrieben werden darf. Das Präparat hemmt die Serotonin-Rezeptoren im Darmtrakt und verlangsamt so die Bewegung des Stuhls.

Die Beteiligung von Serotonin könnte auch erklären, warum Patienten mit Reizdarmsyndrom oft besonders schmerzempfindlich sind. Denn Serotonin-Rezeptoren sitzen nach Angaben der Universität auch auf Nervenbahnen zur Schmerzweiterleitung. (APA/AP)