Für alle Neueinsteiger in ihr finsteres Reich spickt die forensische Anthropologin Kathy Reichs ihren Krimi mit einer Rekapitulation der Lebensumstände ihrer Langzeit-Heldin Tempe Brennan und einer ausgiebigen Lokalgeschichte von Charlotte, North Carolina, bevor sie mit der eigentlichen Story loslegt. Die Forensikerin Tempe wird mit einem merkwürdigen Fund konfrontiert. In einem Kellerversteck findet sie einen Kessel mit Erde und menschlichen Relikten, obendrauf den skelettierten Schädel einer jungen Schwarzen. Das sieht stark nach einem abartigen Ritual aus. Ein lokaler Fernsehprediger, der unbedingt in die Politik will, ergreift die Gelegenheit, gegen den Verfall der Sitten und des einzig wahren christlichen Glaubens zu wettern.

Ganz klar, im Untergrund wüteten diabolische Sekten, die allgemeine Gottlosigkeit toleriert ja sogar die lokalen Außenseiter, die sich zum neuen Heidentum bekennen und sich nächtens in der Natur herumtreiben. Die Hetzreden des rechten Fanatikers stacheln zu einem Lynchmord an einem Unschuldigen auf. Tempe, die seit Jahren trockene Alkoholikerin, erleidet einen Rückfall und kämpft mit Gedächtnislücken sowie fortwährenden erotischen Verwirrungen. Es ist also allerhand los am Land, wo die Braven und Arbeitsamen der allgemeinen Dekadenz Paroli bieten und in Garagen Tiefkühltruhen mit unpassendem Inhalt aufwarten. Reichs scharfe Anmerkungen zu Intoleranz und Bigotterie lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. (Ingeborg Sperl, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 13./14.12.2008)