Berlin - Das Dementi am Freitag kam prompt: "Wir werden die Übernahme Anfang Jänner vollziehen. Dann ist Schaeffler Großaktionär bei Conti", erklärte Markus Breidenstein, Sprecher des fränkischen Familienunternehmens, das von der Österreicherin Maria-Elisabeth Schaeffler geleitet wird.

Doch so glatt, wie sich die Franken ihren Einstieg beim Hannoveraner Reifenhersteller Continental vorstellen, läuft es offenbar nicht. Laut Handelsblatt ist die Schaeffler-Gruppe so verschuldet, dass sie kurzfristig eine Eigenkapitalzufuhr in Höhe von vier bis sieben Milliarden Euro braucht. Diese Analyse der Investmentbank Perella soll dem Conti-Aufsichtsrat diese Woche präsentiert worden sein.

Kurs brach massiv ein

Die Banker schätzen, dass die Nettoverschuldung Schaefflers derzeit elf Milliarden Euro beträgt und damit sechsmal so hoch ist wie das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Weil aber schon eine dreimal so hohe Schuldenrate als kritisch gilt, übten die Banken sanften Druck auf Schaeffler aus, den Schuldenberg abzubauen. Entsprechend ernüchtert reagiert man bei Conti: "Wir waren uns alle bewusst, welches Risiko in dieser Übernahme steckt. Aber das hier ist schon eine besondere Situation. Wir müssen alle zusammen sehen, wie wir die Sache lösen", erklärt Conti-Aufsichtsrats-Vize Werner Bischoff.
Im Sommer, noch vor der Finanz- und Automobilkrise, hatte sich Schaeffler eine Mehrheit an Conti gesichert und 75 Euro pro Aktie geboten. Nun aber ist der Kurs massiv eingebrochen, eine Aktie nur noch 37 Euro wert.

Doch Schaeffler und Conti sind nicht die einzigen notleidenden Zulieferer. Wagon Automotive (Unterfranken) und Tedrive (Nordrhein-Westfalen) haben bereits Insolvenz angemeldet. In Nordrhein-Westfalen ersuchten 15 Zulieferer um Bürgschaften des Landes. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) führt derzeit mit der Regierung Gespräche über einen Hilfsfonds. In diesen könnten Daimler, BMW oder VW einzahlen, um klammen Zulieferern zu helfen. Allerdings haben auch die Autobauer wenig zu vergeben. (bau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.12.2008)