Tripolis - Libyen soll nach 40 Jahren wieder eine Verfassung bekommen. Wie der Direktor der Gaddafi-Stiftung, Jussef Sawan, am Freitag mitteilte, setzte die Regierung eine Kommission ein, die einen von der Stiftung und von ausländischen Experten ausgearbeiteten Entwurf überprüfen soll. Darin seien von Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi verfasste Dokumente zusammengefasst, die in Libyen bisher als Gesetzesgrundlage gedient hatten. Experten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien den USA und Südafrika hätten an dem Verfassungsentwurf mitgearbeitet. Über Inhalte wurde nichts bekannt.
Nach dem Sturz der Monarchie im Jahr 1969 hatte Gaddafi die Verfassung von 1951 abgeschafft. Präsident der Gaddafi-Stiftung ist der Sohn des Staatschefs, Saif el-Islam Gaddafi. Er hatte angekündigt, dass die Macht seines Vaters und seine Prinzipien bei den politischen Reformen nicht angetastet würden.
Der US-Politologe Benjamin Barber, der an dem Entwurf mitgearbeitet hat, sagte der Nachrichtenagentur AFP telefonisch aus New York, die Verfassung bedeute keinen Bruch mit dem politischen System Gaddafis. Sie berücksichtige die Geschichte und die kulturellen Besonderheiten des Landes. Eine verfassungsmäßige Ordnung sei notwendig, damit Libyen seine Wirtschaft modernisieren und vollständige Beziehungen zu den westlichen Staaten aufbauen könne, sagte Barber. Das Vorhaben sei "sehr wichtig". (APA)