Ralph Hübner beim Studieren seines "Who is Who".

Foto: Rottenberg

Wien - Es mag ja sein, dass Eitelkeit einst eine der sieben Todsünden war. Heute aber ist sie vor allem ein gutes Geschäft. Wobei man den Begriff "heute" da durchaus weit fassen darf: Donnerstagabend feierte "Hübners Who is Who" seinen 30. Geburtstag. Und obwohl Verlagschef Ralph Hübner da nur die wichtigsten jener Köpfe zu Empfang, Sängerknabenkonzert und Dinner ins Palais Coburg geladen hatte, stand Promischneider Peppino Teuschler dann ratlos in einer 200-köpfigen Menschenmenge: "Ich kenne in Wien viele - aber hier kenne ich keinen."

Teuschler war da nicht alleine: Auch die versammelte Gesellschaftspresse suchte so verzweifelt wie vergeblich nach bekannten Gesichtern. Dabei sollten gerade die ViP-Schreiber wissen, wie relativ das Präfix "VIP" ist: Wichtig ist, wer vorkommt - egal was er tut. Drum ist, wer gern wichtig wäre, oft bereit, Einiges dafür zu tun - etwa zu zahlen.

Hübners "Who is Who" setzt hier an. Denn wer von Hübners "Gremium" für Wert befunden wird, in die ViP-Schwarte zu kommen, (böse Zungen behaupten, dass dafür das Auftauchen im Bezirksblatt genügt), wird kontaktiert: Ein "Redakteur" will bei einem persönlichen Treffen ein Interview führen.
Das Gespräch ist dann kurz (Name, Werdegang, Hobbies) und mündet in der Frage, ob man ein Bild im Buch wünsche. Bloß: das kostet. "So um die 200 Euro", räumte Hübner am Donnerstag auf mehrfache Nachfrage ein. Nur "Persönlichkeiten von internationaler Relevanz" (Hübner) seien davon ausgenommen - der Bundespräsident etwa. Heinz Fischers Foto dürfte aus den achtziger Jahren stammen.

Doch im Buch zu sein, heißt nicht, es zu haben: Die 2008er Österreich-Version des bibeldicken Wichtigkeits-Almanaches kostet 584 Euro. Andere Länder sind nicht billiger. Und wer Relevanz nach außen zeigen will, shoppt weiter: Krawatten (54,70 Euro), Manschettenknöpfe (31 Euro) oder Urkunden (82 Euro) etwa. Oder Orden (140 Euro), ein Teeservice (199,50 Euro) - und "Titel & Ländereien" (im Webshop).

Absurd, meint Hübner, sei das mitnichten: 53.400 Österreicher finden sich mittlerweile in der jährlich neu aufgelegten "Personenenzyklopädie". Deutschland, Polen, Tschechien, Griechenland, Russland, Rumänien, Ungarn und die Türkei haben ebenso starke Folianten. Und haben, lachte Hübner am Donnerstag, wollen viele der "Wichtigen" das Buch, in dem ihr Name steht, dann schon.

Über den Nutzen des Werkes wollte der Verlagschef nicht so viele Worte verlieren. Das nahm ihm die Seitenblicke-Redakteurin Sabine Spögler ab: "Früher haben wir damit Namen überprüft. Aber heute gibt es Google." (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 13./14.12.2008)