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Foto: REUTERS/Nick Cobbing

Endlich Weihnachten! Der Tisch ist gedeckt, Kerzen brennen, Andächtigkeit herrscht. Die geladenen 190 Gäste sind alle eingetroffen und haben nach einem gebührenden Empfang ihre Plätze eingenommen. Nun freuen sich alle auf das heißersehnte Gala-Dinner von Poznan 2008.

1. Als kalte Vorspeise gibt es einen Tropenwaldsalat. Alle Gäste begrüßen zwar dieses Appetit anregende Entree, aber ob durch die Berücksichtigung des Tropenwaldes im Menüplan dem Klima wirklich geholfen ist, lässt sich aus dem wirren Grün, das dekorativ den Teller ziert, nicht wirklich ablesen. Nicht alle scheinen mit diesem ersten Gang wirklich zufrieden zu sein.: Während die einen den Tropenwald-Salat als festen Bestandteil einer klima-gesunden Ernährung sehen, lehnen andere diese Vorspeise dankend ab, weil sie nur essen, was aus kontrolliert biologischem und fairem Anbau stammt. Aufgrund der doch berechtigten Kritik einiger Gäste, müssen sich die Chefköche für Kopenhagen sicher überlegen, wie sie diese Vorspeise nächstes Jahr so servieren wollen, dass sie allen schmeckt.

2. Als zweiten Gang preist die Menükarte eine Adaptionsfonds-Suppe mit reichhaltigen Ingredienzien aus den Industriestaaten. "Leider ist diese Suppe nicht nur dünn und wässrig, sie reicht auch bei Weitem nicht für alle Gäste, die heute Abend satt werden wollen", sagt Josefa Molitor-Ruckenbauer von der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz (KOO). "Für jedes vom Klimawandel betroffene Entwicklungsland gibt es leider nur einen halben Teelöffel voll wässrigen Adaptionsbouillons", so Molitor-Ruckenbauer enttäuscht.

3. Doch auch der dritte Gang hinterlässt ein flaues Gefühl im Magen. "Das Ratatouille aus halbherzigen Klimaschutzversprechungen der EU Staaten, garniert mit einem Hauch von Klimaschutznichts aus den Gärten Japans, Kanadas, Australiens und auch Neuseelands sind alles andere als Gaumenfreuden und entsprechen nicht den Erwartungen der angereisten Gäste", stellt Wolfgang Mehl, Geschäftsführer des Klimabündnis Österreich, ernüchternd fest.

4. Nach dem bisher mehr als unbefriedigenden Menu, freuen sich die Gäste nun auf den hoffentlich gelungenen Hauptgang - doch allein der Blick auf den Teller lässt nichts Gutes ahnen. "Das angepriesene EU-Klimaschutzpaket als saftiger Weihnachtsgansbraten macht eher einen verkohlten Eindruck und das Fleisch schmeckt trocken und zäh", kommentiert Silva Herrmann, Klimasprecherin von GLOBAL 2000 das Hauptgericht. "Jeder Bissen wird mehr im Mund - je länger man kaut". Daher greifen die Gäste lieber zu den chinesischen Beilagen, denn das 600-Milliarden-Investitionspaket für grüne Energien duftet im Vergleich dazu richtig gut.

Endlich Dessert!
Die schwer verdauliche Kost schreit beinahe nach einem leichten und klimaverträglichen Nachtisch. Leider wird aber als Arbeitsprogramm für 2009 ein kalorienreicher Plumppudding ,extra garniert mit öliger Creme, fossil serviert. Den schafft nun wirklich keiner mehr und deshalb bleibt außer polnischem Schnaps nur noch die Hoffnung auf leicht verdauliches dänisches Smørebrød auf dieser Konferenz in Kopenhagen.

Während sich die einen über das misslungene Klimaverhandlungsmenu hier in Polen beschweren und eine Verbesserung der Kochkünste für das große Kopenhagen-Weihnachtsdinner 2009 beträchtlich anzweifeln, sehen es andere Gäste wesentlich positiver. Sie versuchen daran zu erinnern, dass alle dankbar sein sollten, dass es dieses Jahr überhaupt ein gemeinsames Weihnachtsessen mit einem Menü aus mehreren Gängen gab. Und sie freuen sich darüber, dass trotz der vielen Beschwerden alle Gäste bereits heute für die große Galaveranstaltung in Dänemark fix zugesagt haben.

Auf Wiedersehen bei "Kochen fürs Klima" in Kopenhagen 2009!