Athen - Nachdem am Samstag wieder Tausende, meist junge, Griechen dem Tod des 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos gedacht haben, wollen die Demonstranten auch in der kommenden Woche jeden Tag auf die Straße gehen. Für den Abend war eine Nachtwache an der Stelle geplant, an der der Jugendliche von einer Polizeikugel tödlich getroffen worden war.

Die Demonstranten protestieren nicht nur gegen Polizeigewalt, sondern erheben zunehmend auch politische Forderungen unter dem Eindruck einer unpopulären Regierung und einer sich verschärfenden Wirtschaftskrise. Im Internet schrieb ein Nutzer: "Wir wollen eine bessere Welt. Wir sind keine Hooligans oder Terroristen."

Unzufriedenheit

Eine der jugendlichen Demonstranten erklärte, ihre Generation fühle sich unverstanden. "Wir haben das Gefühl, dass unsere Eltern und Lehrer uns nicht zuhören", sagte die 16-jährige Veatriki. Offenbar finde man erst Gehör, wenn eine Schaufenster- oder Autoscheibe zu Bruch gehe. Sie betonte, dass Grigoropoulos' Tod nur der Auslöser für die Proteste gewesen sei. Die Jugendlichen seien beispielsweise mit dem Schulsystem unzufrieden.

Von einer "zunehmenden sozialen Krise, verbunden mit einem geschwächten Staat", sprach in diesem Zusammenhang der Zeitungsherausgeber Giorgos Kyrtsos. Die Regierung habe sich sowohl die rebellierenden Jugendlichen als auch die gesetzestreue Mehrheit zum Feind gemacht, sagte Kyrtsos. "Sie hat niemandem etwas zu bieten." Es gebe "etwa 500, ganz sicher weniger als 1.000" Anarchisten, zu denen sich bei den gewaltsamen Ausschreitungen Hooligans gesellt hätten, ebenso wie Jugendliche auf der Suche nach einem Abenteuer oder einem Ventil für ihren Frust.

Der Athener Bürgermeister Nikitas Kaklamanis rief die Demonstranten erneut auf, sich friedlich zu verhalten. Der von randalierenden Jugendlichen in Brand gesetzte Weihnachtsbaum werde kommende Woche erneuert. "Diejenigen, die Schaden angerichtet haben, lieben diese Stadt nicht", sagte Kaklamanis und forderte die Menschen auf, "als Antwort auf diese Leute" an den Weihnachtsfeierlichkeiten teilzunehmen. "Athen wird wieder auf die Beine kommen", sagte der Bürgermeister.

Seit Beginn der Unruhen vor einer Woche nach dem Tod des 15-Jährigen wurden Hunderte Geschäfte geplündert. Mindestens 70 Menschen wurden verletzt, mehr als 200 festgenommen. Die beiden an der Tötung des Jugendlichen beteiligten Beamten sitzen in Untersuchungshaft. (APA/AP)