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Noch Präsident George W. Bush auf Abschiedstour im Irak. Im Bild mit dem Oberbefehlshaber der US-Truppen im Irak: Ray Odierno. 

Foto: AP Photo/Evan Vucci

Bagdad/Washington - Fünf Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit hat US-Präsident George W. Bush am Sonntag dem Irak überraschend einen Abschiedsbesuch abgestattet. Nach einem Treffen mit Präsident Jalal Talabani hob Bush die Bedeutung des vor drei Wochen mit Bagdad geschlossenen Sicherheitsabkommens hervor. Die Arbeit an dem Dokument sei nicht leicht gewesen, sagte der Präsident. "Es ist aber wichtig für die Sicherheit der USA, die Hoffnungen im Irak und für den Weltfrieden." In einem symbolischen Akt setzten er und der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki später ihre Unterschrift unter den Pakt. Aufsehen erregte auch der irakische Fernsehjournalist Montasser al Saidi,, der während einer Rede des US-Präsidenten mit einem Schuh nach diesem warf und ihn als "Hund" beschimpfte.

Der Krieg im Irak hat wie kein anderes Thema die beiden Amtszeiten von Bush bestimmt. Auch fast sechs Jahre nach seinem Beginn sei der Krieg noch nicht vorbei, betonte Bush vor Journalisten. Immer noch befinden sich immer noch rund 146.000 US-Soldaten im Zweistromland. Premier Maliki betonte, sein Land mache in jeder Hinsicht Fortschritte. Das vor drei Wochen vom irakischen Parlament gebilligte Sicherheitsabkommen sieht unter anderem einen Abzug der US-Truppen bis 2011 vor. Mehr als 4.200 amerikanische Soldaten wurden seit dem US-geführten Einmarsch im Irak und dem Sturz des damaligen Machthabers Saddam Husseins getötet. Die Steuerzahler hat der Krieg bisher 576 Milliarden Dollar gekostet.

Bush als Freund des irakischen Volkes

Das irakische Staatsoberhaupt nannte Bush einen großen Freund des irakischen Volkes, der "uns geholfen hat, unser Land zu befreien und den Tag zu erleben, an dem wir in unserem Land Schritt für Schritt Demokratie, Menschenrechte und Wohlstand erlangen." Der unter großer Geheimhaltung erfolgte vierte Irak-Besuch des US-Präsidenten seit 2003 ist gleichzeitig auch dessen letzte Visite, bevor er am 20. Jänner die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Barack Obama übergibt.

Bush wolle den "Irakern auf die Schulter klopfen für alles, was sie in diesem Jahr erreicht haben", drückte General Douglas Lute, der im Weißen Haus für den Irak und Afghanistan zuständig ist, den Grund für die Blitz-Visite salopp aus. Die Sicherheitslage im Irak hat sich in den vergangenen Monaten deutlich stabilisiert. Die Zahl der Angriffe auf US-Truppen verringerte sich US-Medien zufolge auf weniger als 300 pro Woche, im Juni 2007 waren es noch mehr als 1.500 jede Woche.

Al-Sadr: Wir lehnen diese Visite ab

Der Besuch des scheidenden Präsidenten wurde jedoch nicht nur begrüßt. Ein Sprecher der dem Schiitenprediger Muktada al-Sadr loyalen Parlamentsfraktion betonte, dass der Irak immer noch besetzt sei: "Wir lehnen diese Visite ab. (...) Der Besuch ist eine Demonstration von Stärke." Ein irakischer TV-Reporter beschimpfte Bush bei einer Pressekonferenz gar als "Hund" und warf mit Schuhen nach ihm. Bush wurde nicht getroffen und sagte, er habe "sich nicht im Geringsten bedroht" gefühlt.

Erst am Samstag hatte Verteidigungsminister Robert Gates, der unter Präsident Obama im Amt bleibt, den Irak besucht. Gates rief die arabischen Staaten auf, die irakische Regierung stärker zu unterstützen. Ein stabiler Irak könne in der Region eine wichtige Rolle spielen. Es wäre wünschenswert, wenn der Irak Mitglied des Golfkooperationsrates würde, so Gates am Samstag während einer Sicherheitskonferenz im Königreich Bahrain. (APA/dpa/Reuters/AP)