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Teodor Stolojan ist wieder einmal Ministerpräsident.

Foto: REUTERS/Mihai Barbu (ROMANIA)

Vom Ministerialdirektor unter Diktator Ceauşescu zum liberaldemokratischen Reformpolitiker; vom eifrigen Unterstützer des neokommunistischen Staatspräsidenten Ion Iliescu zu dessen Gegenkandidat im Jahr 2000; vom Parteivorsitzenden der Nationalliberalen zum Flaggenträger der Opposition gegen seine ehemalige Partei; vom unerfahrenen Neuling, der bei seinen ersten Pressekonferenzen nach einer Schere fragte, um die Taschennähte seines neuen Anzugs aufzuschneiden, zur grauen Eminenz der erfolgreichsten politischen Allianzen in Rumänien: Theodor Stolojan hat bisher alle Richtungswechsel mit Bravour überlebt.
Nicht nur die Opposition findet es trotzdem „unglaublich", dass zwanzig Jahre nach der Revolution derselbe Mann zum Premier nominiert wird, den bereits Ion Iliescu zum Ministerpräsidenten ernannt hatte, nachdem infolge bürgerkriegsähnlicher Straßenkämpfe 1991 die damalige Regierung zurücktreten musste.

Der 65-jährige Ökonom leitete bis zur Wende 1989 im Finanzministerium die Abteilung für Währungs-Finanzoperationen mit dem Ausland. Nach der Revolution wurde er Finanzminister. Als Premier erwarb er sich in knapp einem Jahr einen nachhaltigen Ruf als kompetenter Wirtschaftspolitiker. Umstritten blieb aber der Währungs-Nationalisierungscoup, bei dem Stolojan über Nacht Firmen und Privatsparer dazu zwang, zu einem äußerst ungünstigen Wechselkurs ihre Fremdwährungsanlagen umzutauschen, um mit dem so „konfiszierten" Geld die kollabierende rumänische Wirtschaft zu retten.

Bis 1999 vertrat er Rumänien bei der Weltbank in Washington. Dann wurde er Finanzberater von Präsident Traian Basescu. Stolojan gilt als virtuoser Schmied von Allianzen. 2003 gründete er zusammen mit der Demokratischen Partei (PD) die Allianz „Gerechtigkeit und Wahrheit" (DA), die die Wahlen gewann. Aufgrund von Streitigkeiten wurde er aber wegen „Illoyalität" aus seiner Partei, der PNL ausgeschlossen, gründet aber eine liberale Splitterpartei, die bald wieder mit der PD fusionierte. Daraus ging die bei den jüngsten Parlamentswahlen erfolgreiche Liberaldemokratische Partei PD-L hervor.
„Jetzt kommt die schwerste Arbeit auf uns zu", warnt der „ewige Stolo" nun. Dem Überlebenskünstler steht neben der Bewältigung der Finanzkrise die Aufgabe bevor, die eigentlich verfeindeten Koalitionspartner - die Liberaldemokraten und Sozialdemokraten - zu einer funktionierenden Regierung zu vereinen.(Laura Balomiri, DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2008)