Es stimmt schon: Die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden klingt verlockend. Weniger Steuern, mehr Spendenaufkommen, NGOs und Hilfsbedürftige profitieren. Der Vorschlag birgt jedoch mindestens genauso viele Gefahren wie Chancen. Dem erwarteten jährlichen privaten Spendenzuwachs in der Höhe von rund elf Millionen Euro steht ein Verlust von 40 bis 80 Millionen Euro Steuereinnahmen gegenüber. Der Spendenzuwachs ist potenziell, der Steuerverlust fix. Gerade inmitten der Finanzkrise könnte die Regierung versucht sein, die entgangenen Einnahmen durch die Kürzung von Sozialleistungen auszugleichen. Privat-Charity statt sozialer Umverteilung.

Der Vorschlag von Minister Josef Pröll ist zudem unausgereift. Die Absetzbarkeit soll auf karitative Organisationen beschränkt sein, Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace wären ausgenommen, sie könnten durch die Neuregelung sogar finanzielle Einbußen erfahren. Dabei gilt es als unumstritten, dass gerade Klimaschutzprojekte - etwa in Dürregebieten - armutsbegrenzend sein können.

In der Entwicklungshilfe geht die Tendenz zu Recht in Richtung einer stärkeren Rolle des Staates und Zurückdrängung der NGOs, die oft ohne das nötige Know-how arbeiten. Insofern wäre es für eine effektive Armutsbekämpfung sinnvoller, wenn der Staat die 40 bis 80 Millionen nicht über Steuergutscheine verteilt, sondern das Geld selbst in die Hand nimmt. Gerade die Finanzkrise hat gezeigt, wie fatal es sein kann, wenn der Staat zu viel Gestaltungsspielraum aufgibt. (András Szigetvari, DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2008)