Der appetitlichste Film aller Zeiten.

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Ein Schweinsbraten kommt in der Natur nicht vor. Der Filmkünstler und Kochtheoretiker Peter Kubelka, der dies feststellte, verweist indirekt auf die bislang wenig beachtete Kunstsparte der Nahrungsmittel-Designer. Der Dokumentarfilm "Food Design" von Martin Hablesreiter und Sonja Stummerer untersuchte im ORF, wie und weshalb Nahrungsmittel verändert werden. Denn man isst Gerichte, die funktionieren müssen.

Zum Funktionieren aber tragen vornehmlich Nase, Augen und Ohren bei - erst an letzter Stelle der tatsächliche Geschmacksinn. Beispielsweise assoziiert der, was Nahrung betrifft, erstaunlich verschämte Durchschnittseuropäer die Farbe Rot mit intensivem süßem Geschmack: eine Sehnsucht, der die Süßigkeitenhersteller entgegenkommen und daher in Haribo-Tüten doppelt so viele rote Bärchen stecken als weiße oder grüne.

Auch bei der Schokoladenentwicklung wird zuerst bis zu zwei Jahre an der Form eines neuen Produkts, einer elegant geschwungenen Praline etwa, gearbeitet, erst dann am Geschmack.

Detaillierte Produkt- und Konsumentenstudien sind wesentliche Faktoren, denn von den rund 10.000 neuen Produkten, die in Europa jährlich erscheinen, halten sich nur fünf Prozent länger als zwei Jahre auf dem Markt.

"Food Design", beinahe der appetitlichste Film aller Zeiten, erläutert mit fantastischen Bildern, weshalb es bei der Speisengestaltung oft darum geht, das Naturprodukt möglichst zu entfremden, und erzählt auch über die zum Teil noch heidnischen Bräuche, die vielen bekannten Speisen ihre Form verliehen haben.

Nach dem Film wäre eine Zuckerbäckerlehre nur zu verlockend! (ih/DER STANDARD; Printausgabe, 15.12.2008)