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 Auch die Immofinanzwird es treffen

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Wien - Die Immoeast, Ost-Tochter der Immofinanz, wird im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2008/09 Belastungen durch Verkehrswertminderungen und Abschreibungen in Höhe von 1,02 Milliarden Euro verdauen müssen. Rund die Hälfte der Summe entfällt auf den gesunkenen Verkehrswert bei osteuropäischen Immobilien. Es wird erwartet, dass die Immofinanz ihre Immobilien ähnlich stark abwerten muss.
Die Gründe für die Wertberichtigungen: Die Investoren verlangen eine höhere Rendite, was auf die Immobilienpreise drückt. Und die Banken verlangen höhere Finanzierungszinsen. Kommt es zu einer Neubewertung, dann muss das gesamte Portfolio so wie jetzt abgewertet werden. Die Gutachter der Immoeast sahen einen Abwertungsbedarf bei existierenden Liegenschaften von 465 Mio. Euro. Die Verkehrswerte werden halbjährlich geschätzt.

Reine Buchverluste

Experten weisen darauf hin, dass es sich dabei um einen reinen Buchwertverlust handelt, der nicht automatisch liquiditätswirksam wird. Genauso wie die Aufwertungsgewinne der vergangenen fünf Jahre reine Buchgewinne waren - es sei denn, die Immobilien wurden verkauft und man konnte die Wertsteigerung lukrieren.

Abschreibungen auf "Immobilienvorräte" und Entwicklungsprojekte werden das Ergebnis der Immoeast im zweiten Quartal zusätzlich mit 350 Mio. Euro belasten, Wertkorrekturen auf Forderungen gegen Dritte und Firmenwerte belaufen sich auf weitere rund 210 Mio. Euro. Details dazu wollte man am Montag nicht preisgeben. In aller Regel handelt es sich dabei um Vorlaufkosten noch nicht fertiggestellter Projekte, die - weil diese gestoppt wurden - abgeschrieben werden müssen. Gut möglich, dass die Immoeast bisher noch nicht fertiggestellte Projekte so bilanzierte, als wären diese bereits beendet.

"Restrukturierungskonzept"

Montagabend gab die Immofinanz in dürren Worten bekannt, dass sie ihren sechs Kernbanken (Erste, RZB, Bank Austria, WestLB, EuroHype, HeLaBa)ein "Restrukturierungskonzept inklusive Businessplan und positiver Fortbestandsprognose" präsentiert habe. Weder Immofinanzvorstand noch Banken nannten Details.

Am kommenden Donnerstag werden die Quartalszahlen der Immoeast veröffentlicht. Das Finanzergebnis des zweiten Quartals wird mit voraussichtlich 510 Mio. Euro negativ sein. Bereits seit dem Vorjahr haben die Aktien der Gruppe massiv an Wert verloren. Nach dem Bekanntwerden dubioser Finanzierungsströme über die Constantia Privatbank (CPB) war der Kurs endgültig eingebrochen. Gegen den Ex-Chef von Immofinanz und CPB, Karl Petrikovits, wird ermittelt.

Nach wie vor bemüht sich die Gruppe, die bei der Constantia Privatbank liegenden Management-Verträge zurückzubekommen. In einer Aussendung der Bank vom vergangenen Freitag hieß es, "die geplante Abtrennung des Immobilienbereichs erscheint weiterhin sinnvoll" . Die Frage ist nur: zu welchem Preis. Denn während die Immofinanz-Gruppe den Wert mittlerweile "gegen null" einschätzt, also nichts bezahlen will, erhofft sich die Bank offenbar noch einen hohen dreistelligen Millionenbetrag aus der Transaktion. (Claudia Ruff/DER STANDARD Printausgabe, 16. Dezember 2008)