Innsbruck - Das "Restless Legs Syndrom" (RLS), auf deutsch "rastlose Beine", ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen der westlichen Welt. Schätzungen zufolge ist etwa jede/r zehnte Erwachsene von der Störung betroffen. "Trotz der großen Anzahl der Betroffenen wird diese Volkskrankheit aber häufig nicht ernst genommen und viel zu spät diagnostiziert", warnt nun die Schlafforscherin und Universitätsprofessorin Birgit Högl von der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie in einer Aussendung.

Betroffene beschreiben ihr Leiden als schmerzhaftes Reißen, Ziehen, Kribbeln, Brennen oder Jucken in den Beinen. Sie können sich dies aber nicht erklären, weil ja äußerlich nichts sichtbar ist. Die Expertin rät Betroffenen mit diesen Symptomen unbedingt ärztlichen Rat einzuziehen, HausärztInnen müssten die beschriebenen Symptome zudem ernster nehmen. Die neurologische Erkrankung mit Gefühlsstörungen und Bewegungsdrang in den Beinen führt zu mitunter jahrzehntelangen schweren Schlafstörungen mit allen gesundheitlichen Folgerisiken. RLS tritt laut Angaben der Schlafmedizinerin dann auf, wenn sich Menschen zur Ruhe begeben wollen.

Besonders Frauen betroffen

Zwei Drittel der RLS-Kranken sind aus bisher ungeklärten Gründen Frauen. Dies könne unter Umständen ein weiterer Faktor dafür sein, dass das quälende Unruhegefühl in den Beinen vielfach nicht ernst genommen und zu spät diagnostiziert wird, so die Expertin. Högl berichtet in diesem Zusammenhang von Patientinnen, die "wegen jahrelanger quälender Schmerzen in den Beinen bereits operiert wurden, tatsächlich aber an RLS erkrankt waren".

Hintergrund

Das Restless Legs Syndrome (RLS) wurde bereits 1685 das erste Mal beschrieben. Erforscht wird es erst seit wenigen Jahren. Bekannt ist bisher, dass bei Betroffenen die Eisenregulation im Gehirn sowie der für Bewegungsabläufe sehr wichtige Dopamin-Stoffwechsel gestört sind. Behandelt werden PatientInnen derzeit mit ähnlichen Medikamenten wie Parkinson-Kranke.

Vier Risiko-Gene wurden bisher für RLS entdeckt. An diesen Forschungen war die Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie beteiligt. Auf Basis aktuellster Erkenntnisse wird angenommen, dass frühe Entwicklungsstörungen des zentralen Nervensystems für RLS verantwortlich sein könnten. Die genauen Ursachen dieser Volkskrankheit sind derzeit Gegenstand intensiver, internationaler Forschung. (red)