Wien - Die österreichischen Banken haben sich wegen der Finanzkrise auf noch höhere Belastungen einzustellen. Schon bis Ende September sahen die Banker ihren erwarteten Gewinn 2008 bei rund 3,6 Mrd. Euro um ein Viertel unter dem von 2007. Bis zum Ende des dritten Quartals waren die Risikokosten mit 3,6 Mrd. Euro um 2,1 Mrd. Euro höher als vor Jahresfrist. Da waren aber Abschreibungen wie sie im vierten Quartal für das weit über 2 Mrd. Euro betragende Island-Obligo nötig werden, noch nicht berücksichtigt. Notenbankexperten halten es für möglich, dass der Gewinnrückgang noch stärker ausfällt. Über die tatsächlichen Island-Risiken werden in der OeNB weiter keine Angaben gemacht.

Erstmals hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Montag Zahlen für jene krisengebeutelten Anlageprodukte in den Büchern der heimischen Banken genannt, die gemeinhin für die Finanzkrise verantwortlich gemacht werden.

Rund eine Milliarde hätten die Austro-Banken in "Subprime"-Papiere investiert, mit 15 bis 20 Mrd. Euro bezifferten Notenbankexperten am Montag am Rande einer Pressekonferenz die Veranlagungen in sogenannte strukturierte Finanzprodukte. Zum aktuellen kumulierten Abwertungsstand wurde nichts bekannt.

"Im Vergleich erklecklich"

Die September-Prognose eines 25-prozentigen Gewinnrückgangs "führt uns wieder auf das Niveau von 2005", sagte Philip Reading, Hauptabteilungsleiter Bankenaufsicht in der OeNB in einer Pressekonferenz. Er sprach dennoch von "erklecklichen" Ergebnissen, wenn man mit anderen europäischen Banken vergleiche.

Notenbank-Direktor Andreas Ittner hat heute den neuen "Finanzmarktstabilitätsbericht" vorgestellt. Durch die Finanzkrise sei die Finanzmarktstabilität "auf den Prüfstand" gestellt. Seit Mitte des Jahres seien die Banken "indirekt" stark von den Finanzmarktturbulenzen betroffen. Für 2009 drohen, wie immer bei einem Abschwung, höhere Kredit-Wertberichtigungen. Die Notenbanker äußerten Sorge, dass auch die quantitative Kreditvergabe eingeschränkt werden könnte. Die Konditionen für die Kreditvergabe wurden bereits verschärft. Im Oktober habe es schon Abschwächungstendenzen gegeben.

Noch konnte eine deutlichere Verschlechterung der Ertragslage der heimischen Banken durch das starke Osteuropageschäft vermieden werden. "Allerdings stellt die weiter gestiegene Bedeutung des Ost- und Südosteuropageschäfts (das bei einigen Banken 50 bis 80 Prozent der Erträge bringt, Anm.) angesichts erheblicher externer Ungleichgewichte in einigen Ländern auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die zukünftige Ertragslage der dort tätigen Banken dar", heißt es wörtlich zum CEE-Risiko.

Gefahr eines "Dominoeffektes"

Im Stabilitätsbericht ist von der Gefahr eines "Dominoeffekts" die Rede, konzernintern durch allfällige "Probleme von Schwesterbanken" und extern, weil ein großer Teil des Auslandskapitals vieler Länder von einer relativ kleinen Anzahl westeuropäischer Banken stamme. In einer Reihe von mittel-osteuropäischen Ländern hätten die Banken den Kreditvergabeboom in den letzten Jahren stark mit ausländischem Kapital finanziert. Das gelte vor allem für Kroatien, Bulgarien, Ungarn, Rumänien und Slowenien, heißt es im Bericht. Das habe Banken in diesen Ländern für ein Überschwappen globaler Finanzmarktturbulenzen zunehmend anfällig gemacht. Trotzdem sieht die Notenbank in CEE weiter einen starken Ertragsbringer für heimische Banken, und in CEE im Schnitt auch stärkeres Wachstum als im Westen. "Es ist uns lieber, die österreichischen Banken sind in Osteuropa als in den USA", hieß es heute bei der Notenbank in Wien. (APA)