Schloss Rusovce

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Bratislava – Mehr als 13 Jahre hat der Streit um das Schloss Rusovce, eine neogotische Sehenswürdigkeit im gleichnamigen Stadtteil von Bratislava am rechten Donauufer, nahe dem Dreiländereck Slowakei/Ungarn/Österreich, bereits gedauert. Nach dem letzten Spruch des slowakischen Verfassungsgerichtes sollen die zum Schloss gehörenden 2400 Hektar Grund auf beiden Seiten der Donau im Eigentum der slowakischen Regierung bleiben. Die Benediktinerabtei im ungarischen Pannonhalma, die einen Anspruch auf das Schloss erhebt, wird sich nun an den Europäischen Gerichtshof wenden.

Der Grundstein für das Schloss wurde 1843 von Fürst Metternich gesetzt, die Fassade von dem Wiener Architekten Franz Beer entworfen. Nach dem Zweiten Weltkrieg vermachte die Adelsfamilie von Lónyay ihren Sitz im damaligen ungarischen Oroszvár (deutsch Karlburg) den Benediktinern. Als 1947 die ungarisch-tschechoslowakische Grenze korrigiert wurde, kam Oroszvár zur Tschechoslowakei und wurde in Rusovce umbenannt. Bei der Verstaatlichungswelle ab 1948 wurde das Schloss konfisziert und ist seither für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nach der Nutzung durch eine slowakische Volkstanzgruppe und später durch die Nationalgalerie übernahm 1995 die slowakische Regierung das Schloss für repräsentative Zwecke.

Auf den lukrativen Grundstücken an der Donau ist ein Villenviertel entstanden. In der Folge wurden Schloss und Park zum Streitpunkt. „Als Sehenswürdigkeit haben sie einen unbezahlbaren Wert“, meint Juraj Szalay, Geschäftsführer der Benediktiner in der Slowakei, womit er auch auf die stark gestiegen Grundstückspreise anspielt. Er spricht von mehreren hundert Millionen Euro. Von 1995 bis 2000 investierte die slowakische Regierung rund 30 Millionen Euro in die Renovierung des Schlosses. Sachverständige fürchten aber, dass in den Räumen, wo nicht geheizt und gelüftet wird, erneut schwere Schäden entstanden sind, vor allem an den Stuckdecken. Der Bürgerverband Natura Rusovce bekam vor fünf Jahren aus dem EU-Programm Phare 34.000 Euro, um den Park zu sanieren. Das reichte aber nur zur Grundbehandlung von Bäumen und für eine Erneuerungsstudie. An einigen Stellen des Parks wachsen bereits Müllhalden.

Die Benediktiner wollten das Gebäude mit Geldern aus EU-Fonds renovieren und danach der slowakischen Regierung während 300 Tagen im Jahr vermieten. „Weitere 60 Tage könnte das Schloss für die Öffentlichkeit geöffnet sein, und im Rest des Jahres würden hier die Benediktiner ihre kirchlichen Feiertage begehen,“ sagt Juraj Szalay.

Die Regierung möchte dagegen das repräsentative Anwesen selbst sanieren und für Staatsbesuche nutzen. Bis zu 50 Millionen Euro kommen aus dem Budget des Präsidentenamtes. Den Rest werde die Regierung bezahlen, kündigte Ministerpräsident Robert Fico im Vorjahr an. Die Benediktiner sehen dagegen ihr Eigentumsrecht verletzt und hoffen, dass auch der Europäische Gerichtshof das so sieht. (Lýdia Kokavcová; DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.12.2008)