Linz/Wien - Der Stahlkonzern Voestalpine muss nun auch mit - moderaten - Kürzungen in der Stammbelegschaft auf den Konjunktureinbruch und die Krise der Autoindustrie reagieren. Derzeit werde über den Abbau einer niedrigen dreistelligen Zahl verhandelt, ist aus Linz zu hören (Leiharbeiter wurden bereits abgebaut). Wobei der Hauptstandort selbst aber nicht betroffen sein dürfte, vielmehr Werke im Ausland, beispielsweise in Großbritannien.

Der Linzer Konzern will zudem über Weihnachten zwei Wochen Werksferien machen und die Stilllegung möglicherweise über die Semesterferien wiederholen. Damit sollen drei bis fünf Prozent der Kapazitäten aus dem Markt genommen werden, sagte ein Sprecher auf Anfrage des STANDARD.

"Mehr Klarheit hoffentlich im Jänner"

Auch Kurzarbeit in einigen Standorten wird in Erwägung gezogen. Konkrete Aussagen, ob, wann bzw. wo es Kurzarbeit geben und wie viele Beschäftigte davon betroffen sein könnten, wollte Voest-Sprecher Peter Schiefer nicht machen. "Wir hoffen, dass wir im Jänner mehr Klarheit haben." Bei der Voest arbeiten im Konzern knapp 41.500 Personen.

Die Voestler werden vor allem vom Abschwung der Autoindustrie getroffen, die der Unternehmensgruppe 27 Prozent der Stahlprodukte abnimmt. Das wirkt sich auch auf die Preise aus, die derzeit beim Austro-Kocher knapp zweistellig sinken. Neben den personellen Maßnahmen werden die Investitionen zurückgefahren, konkret um 30 Prozent oder 700 Millionen Euro. Der Gewinn werde, sagte Konzernchef Wolfgang Eder in einem Interview mit dem Magazin Trend, im Geschäftsjahr 2008/2009 deutlich unter das Niveau der laufenden Periode fallen.

Generell herrsche große Unsicherheit in der Branche, am stärksten betroffen seien Kfz-Zulieferer. "In der Automobilindustrie haben fast alle Werksferien." Wie viele Unternehmen in der Stahlbranche aber insgesamt derartige Maßnahmen planen würden, wisse er nicht, so Schiefer. Wie sich die Situation 2009 entwickeln werde, sei schwer abzuschätzen.

Milliardenforderungen

Die europäischen Autozulieferer wollen indessen wegen der aktuell sich verschärfenden Krise milliardenschwere Kreditgarantien von den Staaten. "Es ist wahrscheinlich, dass dann eine Zahl von mehr als 25 Milliarden Euro herauskommt", sagte der Chef des Europäischen Zuliefererverbands Clepa (Comité de liaison européen des fabricants d'equipements et de pièces automobiles), Lars Holmqvist, am Montag am Rande einer Veranstaltung in Frankfurt. Ohne einen solchen Kreditfonds stünden in Europa sonst rund 500 Zulieferer vor dem Bankrott. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 3000 Autozulieferer, die mit zusammen etwa drei Millionen Beschäftigten auf einen Umsatz von 300 Milliarden Euro kommen.

Mit der britischen Wagon Automotive und den deutschen Firmen TMD Friction und Tedrive hatten innerhalb weniger Tage drei Zulieferer Insolvenz anmelden müssen. Holmqvist geht davon aus, dass die Firmen Februar und März die Krise beim Cash-Flow zu spüren bekommen. Die schwer angeschlagenen Autohersteller selbst scheinen angesichts der Krise nicht in der Lage zu sein, koordinierte Hilfen für ihre Lieferanten auf den Weg zu bringen. (as, szem, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.12.2008)