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Börse-Vorstände Michael Buhl (li.), Heinrich Schaller: "Weiterhin zwei bis drei Prozent Wachstum in CEE-Ländern, während Westeuropa in die Rezession fällt."

Foto: APA/Jäger

Wien - Auf ein rabenschwarzes Jahr blicken die Vorstände der Wiener Börse zurück. Der Leitindex ATX sank um rund 60 Prozent (per Ende November), die Marktkapitalisierung der börsenotierten Unternehmen ging von 157,9 Mrd. Euro im Vorjahr auf 54,2 Mrd. Euro (Ende Nov. 2008) zurück. Der Neuzufluss an Kapital versiegte fast, ein Börsengang ("Initial Public Offering", kurz IPO) war heuer überhaupt nicht zu verzeichnen. Heinrich Schaller und Michael Buhl setzen aber weiterhin auf ihre CEE-Strategie und hoffen auf einen Börsengang vielleicht zu Ende des zweiten Quartals 2009.

Eine konkrete Prognose für das Börsenjahr 2009 wollten die beiden Vorstände als Gäste im Klub der Wirtschaftspublizisten am Montag nicht abgeben. Es gebe aber die Hoffnung, dass ein Boden bereits gefunden sei, meinte Schaller: "Das erste Halbjahr 2009 wird sehr mager." Die Entwicklung am Kapitalmarkt laufe den Konjunkturentwicklungen voraus, das werde in der Gegenbewegung auch so sein.

Die Handelsaussetzung an der Wiener Börse, die von manchen Marktteilnehmern scharf kritisiert worden war, verteidigte er als kurzfristig gesetzte Maßnahme in einer "Sondersituation", als die Handelsregeln zum ungedeckten Shortselling geändert worden waren.

"Einmaliger" Rückgang

Im Langzeitvergleich sei der ATX im Plus, verwies Buhl auf die ATX-Performance von Anfang 2003 bis Ende November 2008 mit einem Anstieg um 56,6 Prozent. Der heuer erfolgte ATX-Rückgang ist mit bisher minus 60 Prozent jedenfalls einmalig seit der Einführung des Leitindex 1991. Das größte Minus lag bisher bei rund 15 Prozent im Jahr 1992.

Die CEE-Strategie sowohl der österreichischen Banken und Unternehmen als auch der Wiener Börse selber verteidigten die Börse-Vorstände. Gerade jetzt in der Krise sei in den CEE-Staaten weiterhin 2 bis 3 Prozent Wachstum prognostiziert, während Westeuropa in die Rezession falle. Mit den Börsen in Laibach, Budapest und Prag werde das Ziel eines einheitlichen Handelssystems mit Erleichterungen für Kunden weiter verfolgt. Das in Wien verwendete Xetra-Handelssystem solle auch für die anderen Börsen eingeführt werden.

ÖBB-Privatisierung begrüßt

An die neue Bundesregierung hat die Wiener Börse ganz konkrete Wünsche: Die Aufsicht sollte gestärkt werden, international und besonders in Europa sollten die Aufsichtsbehörden verstärkt zusammenarbeiten. Eine zentrale europäische Finanzmarktaufsicht lehnen Schaller und Buhl aber ab, dadurch könne nicht auf die Spezifika einzelner Märkte eingegangen werden.

Wünschenswert seien weitere Privatisierungen über die Börse, um die Eigenkapitalbasis der Unternehmen zu stärken. Auch die von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) angestoßene Diskussion über eine ÖBB-Privatisierung wird von den Vorständen begrüßt, Empfehlungen für den bestmöglichen Zeitpunkt wollen sie aber nicht abgeben. (APA)