Alfred Ötsch: Reaktionen nach dem AUA-Verkauf "von den Angriffen auf meine Person überlagert".

Foto: STANDARD/Cremer

STANDARD: Werden die eingeleiteten Kapazitätsanpassungen bei der AUA reichen?

Ötsch: Zurzeit ist nicht mehr geplant, als jene Maßnahmen, die bereits eingeleitet wurden. Wenn Konjunktur und Passagierzahlen einbrechen, muss man flexibel reagieren. Aber alles, was wir tun, ist ganz normales Management und hat nichts mit der strategischen Partnerschaft mit Lufthansa zu tun, ist also kein vorauseilender Gehorsam. Auch personalmäßig ist derzeit nichts geplant, es gibt zunächst genügend Maßnahmen, um bedarfsgerecht mit Arbeitszeitmodellen zu reagieren.
Wenn heute ein Unternehmen sechsmal täglich nach New York fliegt und auf viermal täglich reduziert, ist das was Anderes, als für eine Airline wie die AUA, wo bei einer Tagesfrequenzreduktion gleich eine ganze Strecke zum Opfer fallen kann. Aber mit einem Partner wie Lufthansa kann man dann auch anders reagieren.

STANDARD: Welche Reaktionen bekamen Sie nach dem Verkauf?

Ötsch: Die Reaktionen waren von den Angriffen auf meine Person überlagert. Hätte sich die Entscheidung verzögert und wäre sie in das kommende, wahrscheinlich schwierigste Quartal aller Zeiten für die Luftfahrt gefallen, wäre es nicht sicher gewesen, ob der Verkaufsprozess positiv hätte abgeschlossen werden können.

STANDARD: Wie wirkt sich die aktuelle Finanzkrise auf Airlines aus?

Ötsch: Die Luftfahrt ist in drei Punkten betroffen. Der Business-Verkehr von den Banken hat dramatisch abgenommen, die notwendige Finanzierung für neue Flugzeuge hängt bei vielen Airlines buchstäblich in der Luft. Und natürlich die Auswirkung auf die Realwirtschaft.

STANDARD: Wo gibt es Passagier-Rückgänge bei der AUA?

Ötsch: Überall, in allen Klassen. Aber es ist zu früh abzuschätzen, wie das nächste Jahr wird. Wir hängen an der Realwirtschaft. Auch das Geschäft im Osten Europas ist mittlerweile betroffen, wenn auch nicht so stark. Aus heutiger Sicht wird es 2009 einen Passagierrückgang im einstelligen Prozentbereich für die AUA geben. (Kurt Hofmann, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.12.2008)