Soziale Netzwerk-Plattformen wie Facebook  vereinen aufgrund ihrer enormen Nutzerzahlen eine unglaubliche Masse von Wissen und Informationen an einem einzigen Ort im Internet. Wie sinnvoll dieses kollektive Potenzial für das Wohl der Menschheit eingesetzt werden kann, beweist eine Reihe von kürzlich gestarteten Inserat-Kampagnen in Großbritannien. Dort suchen die verzweifelten Eltern von Kindern, die auf herkömmlichem Weg bisher kein Glück hatten, nun über Facebook nach passenden Knochenmarkspendern, die ihren Sprösslingen mit einer Transplantation das Leben retten könnten. Wie der Guardian berichtet, haben derartige Inserate inzwischen bereits mehrere tausend Menschen dazu inspiriert, sich in entsprechende Transplantations-Spenderregister einzutragen. Jeder neue Eintrag - egal ob Blut-, Knochenmark- oder Organspender - sei wichtig, da er helfe, den Spender-Pool insgesamt zu erweitern und somit die Chance erhöhe, dass ein Patient einen passenden Spender finden könne, heißt es in dem Bericht.

Sinnvoll

"Solche Kampagnen in sozialen Netzwerken haben prinzipiell sicherlich Sinn. Man muss sich aber in diesem Zusammenhang auch die Situation in dem jeweiligen Land sehr genau anschauen", erklärt Ferdinand Mühlbacher, Leiter der Abteilung für Transplantation des Allgemeinen Krankenhauses Wien (AKH), auf Anfrage von pressetext. Des Weiteren sei es auch ein erheblicher Unterschied, ob man etwa auf der Suche nach einem Knochenmark- oder einem Organspender sei. "Knochenmarkspender sind hierzulande in einer zentralen Datenbank registriert, die derzeit an die heimische 40.000 Spender umfasst. Wenn jemand einen Spender sucht, findet er dort in der Regel recht schnell eine passende Quelle", schildert Mühlbacher. Die Spender-Datenbank sei zudem weltweit vernetzt und verfüge insgesamt zur Zeit über knapp 15 Mio. Einträge. "Mit diesen 15 Mio. Spendern lassen sich zwischen 80 und 85 Prozent der betroffenen Fälle heilen. Bei Organtransplantationen sieht diese Situation aber grundlegend anders aus. Hier sind die Chancen, einen passenden Spender zu finden, wesentlich geringer", merkt Mühlbacher an.

Zum Beweis, wie hilfreich soziale Online-Netzwerke in dieser Hinsicht sein können, verweist der Guardian auf einen konkreten Fall in Großbritannien. So hatten die Eltern der 23 Monate alten Iona Stratton zuvor vergeblich nach einem passenden Knochenmarkspender für ihre an Leukämie erkrankte Tochter gesucht. Erst durch einen im Oktober dieses Jahres gestarteten Aufruf auf Facebook, auf den innerhalb kürzester Zeit mehr als 7.000 Mitglieder der Online-Community reagierten haben, konnte ein passender Spender in Australien ausfindig gemacht werden. "Solche Kampagnen auf Facebook verdeutlichen die enormen Möglichkeiten, die soziale Online-Netzwerke in Hinblick auf die manchmal ungemein schwierige Suche nach passenden Spendern bieten. Sie machen nicht nur auf tragische individuelle Fälle aufmerksam, sondern helfen generell auch, das öffentliche Bewusstsein für die Spenderproblematik zu fördern", so ein Sprecher der auf Leukämie und Knochenmarktransplantationen spezialisierten britischen Wohltätigkeitsorganisation Anthony Nolan Trust.(pte)