Die Gier ist ein Hund. Dieses Resümee kann man mitten in der Finanzkrise problemlos ziehen. Das war sie aber schon immer: In allen großen Wirtschaftsbetrügereien und Spekulationsblasen der Weltgeschichte, von der Tulpenkrise über den Südseeschwindel im 17. und 18. Jahrhundert und die abenteuerliche Story über das erfundene Land Poyais 1825 bis zum Dotcom-Hype vor acht Jahren und zum aktuellen Immobilienmarkt-Wahnsinn, spielten immer halsbrecherisch veranlagte Glücksritter mit der Gier der Menschen nach noch mehr Geld - bis eben alle sich den Hals gebrochen hatten.

Nun sollte mittlerweile bekannt sein, dass es eine Finanzkrise gibt. Wer dennoch auf Versprechen hört, dass trotz aller Widrigkeiten mit nicht näher bezeichneten Geschäften eine Rendite in doppelter Höhe des Marktzinses zu erwirtschaften ist, mag selbst schuld sein. Der sogenannte Ponzi-Schmäh lebt nur so lange, wie die "Mitspieler" (mit immer aberwitzigeren Versprechen) davon überzeugt werden können, ihre "Gewinne" (die es nur auf dem Papier gibt) zu "thesaurieren", also im System zu belassen.

Im Fall Madoff zeigt sich aber auch, dass die Finanzaufsicht für die Fische ist, und zwar für die ganz großen: Seit 1996 ist die US-Wertpapieraufsicht dreimal durch die Bücher des gefeierten Wall-Street-Stars gegangen und sah, dass Abermilliarden Dollar von nur drei Buchhaltern gemanagt werden - und hat nicht eingegriffen. Zu befürchten ist, dass auch das nicht der letzte Schwindel gewesen sein wird. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.12.2008)