Schon seit Jahrzehnten kämpft die 50.000-Einwohner-Stadt Passau mit dem Image, dass sie ein Hort braunen Gedankengutes sei. So gab es seit den 80er Jahren etliche Großveranstaltungen mit tausenden Rechtsextremisten in Passau, und die Aufklärung der Geschichte der Stadt während des NS-Regimes sorgte damals für etliche Schlagzeilen.

Der schlechte Ruf Passaus in Bereich Rechtsextremismus begründet sich nicht zuletzt auf den Recherchen der Passauerin Anna Elisabeth Rosmus, die einst mit großer Vehemenz die braune Vergangenheit ihrer Geburtsstadt aufarbeitete - und einige Anfeindungen dafür einstecken musste. Regisseur Michael Verhoeven nutzte die Geschichte der aufrechten Schülerin in seinem für den Oscar nominierten Film "Das schreckliche Mädchen". So wurde Rosmus weltberühmt und ebenso Passaus Nazi-Vergangenheit.

Später gab es regelmäßig Kundgebungen von NPD und DVU (Deutsche Volksunion) in Passau. Die Stadtverwaltung versuchte mehrfach, den braunen Umtrieben einen Riegel vorzuschieben. Die Gerichte entschieden aber gegen die Stadt. Dass Rechtsextremisten und Neonazis damals die frühere Nibelungenhalle zu einem ihrer wichtigsten Treffpunkte in Deutschland machten, lag mehr an der Lage der niederbayerischen Stadt. Schließlich kamen zu diesen Treffen immer viele Neonazis aus Österreich, aus Italien und anderen Ländern. Auch die Bedeutung der Nibelungenhalle als Ort der traditionellen Aschermittwochs-Treffen der CSU spielte wohl eine Rolle. Seitdem die Nibelungenhalle abgerissen wurde, gab es keine großen Kundgebungen von Neonazis mehr in Passau.

Anstieg von Rechtsextremismus

In diesem Jahr gab es in der Stadt und den angrenzenden Landkreisen allerdings einen deutlichen Anstieg von rechtsextremistischen Straftaten. Im Jahr 2007 wurden rund 40 Gewaltakte gezählt, in diesem Jahr bereits mehr als doppelt so viel.

Im jüngsten bayerischen Verfassungsschutzbericht finden sich aber kein Hinweis darauf, dass Passau ein Zentrum rechtsextremer Gewalt ist. In dem Bericht wird zwar erwähnt, dass nach einer "Hitler-Geburtstagsfeier" am 20. April 2007 in Passau ein 17-jähriger Skinhead einen linken Jugendlichen brutal zusammenschlug - solche Beispiele für Gewalt von Neonazis finden sich aber auch in etlichen anderen bayerischen Städten.

Bei Wahlen haben die Bürger im Raum Passau zuletzt nicht wesentlich häufiger rechtsextreme Parteien gewählt. Die Ergebnisse von NPD und Republikanern in diesem Gebiet unterschieden sich bei den diesjährigen Kommunal- und Landtagswahlen nicht wesentlich von der Ergebnissen in anderen Teilen Bayerns. Auch die Passauer Oberbürgermeisterwahlen sind kein Indiz für einen Rechtsdrall der Menschen in der Stadt - im Moment ist der Sozialdemokrat Jürgen Dupper Chef im Rathaus der Stadt. (APA/dpa)