"Bregenzerwälder Schüler stellen sich NS-Verbrechen als etwas vor, das sich außerhalb ihrer engsten Heimat abgespielt hätte", schreibt Andreas Hammerer im kürzlich erschienen Buch "Nationalsozialismus im Bregenzerwald". Das Buch, herausgegeben von Wolfgang Weber, Kurt Bereuter und Andreas Hammerer, dokumentiert nicht nur die Projekte von Schülerinnen und Schülern zum Thema NS-Euthanasie, sondern liefert auch umfassende Daten zum Nationalsozialismus im Bregenzerwald. Die NSDAP sei auch in der katholischen Region eine "Volkspartei" gewesen, räumt Historiker Wolfgang Weber mit der Ausrede auf, die Nazis seien von außen gekommen.

So war die Basis für das Funktionieren der Mordprogramme an Behinderten die Mitarbeit der Ärzte. Die Hälfte aller Vorarlberger Ärzte waren Parteimitglieder, im Bregenzerwald gehörte nur einer der Gemeindeärzte nicht der Partei an. 118 Menschen aus der Region wurden wegen ihrer Behinderung oder Krankheit ermordet.

Gedenkstätten

Diesen Menschen sollen nun in zwölf Gemeinden Gedenkstätten gewidmet werden. Anton Wirth, Obmann der Regionalplanungsgemeinschaft: "Wir wollen die Erinnerung an die Euthanasieopfer nicht mit dem Schulprojekt beenden." Über die Form denke man nun in der Regio nach. "Jede Gemeinde wird dann selbst entscheiden, ob sie neue Gedenktafeln anbringt oder ob Kriegerdenkmäler genutzt werden." Er persönlich würde "Kriegerdenkmäler nicht angreifen", sagt Wirth.

Davor warnt der Kameradschaftsbund in einer Aussendung: "Hände weg vom Soldatengrab und Kriegerdenkmal!", schreibt Obmann Alwin Denz. Wirth versichert, dass die neue Erinnerungskultur kein "Gegeneinander" sein soll. Deshalb habe man den Kameradschaftsbund auch zur Mitarbeit eingeladen. Ideologische Unstimmigkeiten befürchtet er nicht. (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 16.12.2008)