Bild nicht mehr verfügbar.

Mitte November trafen sich die Microsoft-Aktionäre in Redmond. Die Marktanteile sind im fallen - sowohl bei Windows als auch im Browser-Segment.

Foto: APA/AP/Elaine Thompson

Was hat Microsoft mit General Motors zu tun? Auf den ersten Blick relativ wenig, doch zieht das US-Magazin ComputerWorld direkte Vergleiche zwischen dem Softwarekonzern und der US-Automobilbranche. Aus Sicht von ComputerWorld befänden sich beide Seiten bereits in einer Krise - die einen am Ende, die anderen am Anfang.

Windows-Marktanteil erstmals unter 90 Prozent

Laut einer aktuellen Net Applications Studie fiel der Marktanteil von Windows im November erstmals unter die 90 Prozent-Marke. Noch immer kein Grund zur Sorge könnte man meinen, doch ComputerWorld-Autor Steven J. Vaughan-Nichols sieht das anders: "Auf drei Dinge konnte man zählen: den Tod, Steuern und Microsoft. Doch die Dinge haben sich geändert. Erstmals fiel der Windows-Marktanteil unter 90 Prozent. Klingt nicht schlimm? Das Gleiche dachten sich auch General Motors, Ford und Chrysler Anfang der 90er Jahre, als Toyota und Honda begann kleine Marktanteile in den USA für sich zu behaupten. Und wo stehen sie jetzt?"

Microsofts Toyota ist Apple

"Der Toyota in der PC-Industrie, der Microsoft Dominanz angreift, ist Apple", so ComputerWorld. MacOS X hält derzeit bei 8,87 Prozent Marktanteil, Linux noch nicht einmal bei 1 Prozent, so Net Applications. Aber der aufstrebende Netbook-Markt hat dem freien Betriebssystem zu einer größeren Bekanntheit und Beliebtheit verholfen. Große Hersteller wie Asus, Dell oder Lenovo haben Linux auf ihren Geräten und sorgen so dafür, dass Microsoft langsam, aber doch Anteile verliert.

Der Browsermarkt

Auch nicht viel besser sieht es für Microsoft im Bereich der Webbrowser aus. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass der nächste Trend , das so genannte Cloud Computing sein soll und immer mehr Anwendungen auch über den Browser laufen sollen, ist gerade diese Entwicklung für Microsoft besonders bedrohlich. Der Marktanteil des Internet Explorer ist unter 70 Prozent gefallen, die Gewinner sind Firefox, Apples Safari und auch Googles Chrome. "Hat Microsoft verloren? Ich denke ja", so ComputerWorld.

Die Gründe

Die Pannen rund um Vista hätten Microsoft massiv getroffen, so ComputerWorld. Vor allem auch die Farce um das Vista-Capable-Logo hat sich sehr negativ auf den Softwarekonzern ausgewirkt. "Man muss sich einfach nur das Vista-Schlamassel anschauen. Nach jahrelanger Planung kam ein Betriebssystem auf den Markt, das ich und viele andere auch als ein schreckliches Betriebssystem beschreiben würden. Nicht nur das, auch Microsofts Auftritt bei der Vista Capable-Gerichtsshow ist negativ", so Vaughan-Nichols. So hatte sich der Microsoft Vizepräsident Mike Nash in einem internen Mail darüber beschwert, dass sein neues Notebook mit Vista Capable Logo weder die Aero-Oberfläche korrekt darstellen kann, noch Movie Maker darauf funktionieren würde.

Ist Windows 7 zu wenig?

Die AnalystInnen von Gartner meinten Anfang des Jahres, dass Windows kollabieren würde und Microsof teinen radikalen Schnitt machen müsste. "Windows 7 ist aber nicht dieser radikale Schnitt, den Gartner forderte", meint Vaughan-Nichols. "Unter der Oberfläche und hinter dem Hype ist es nur ein aufgewärmtes Vista. Das wird nicht reichen. Microsoft ist zur Nachricht von gestern geworden. Die einzige wirkliche Frage ist, wie lange wird der Fall dauern und wie wird es sich auswirken?" (red)