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Caroline Kennedy: Ermunterung von Onkel Ted.

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New Yorks Bürgermeister ist begeistert. „Sie kann alles", sagt Michael Bloomberg. Und David Paterson, der Mann, auf den es ankommt, hat zumindest versprochen, sie anzuhören. Caroline Kennedy möchte Senatorin werden, Junior-Senatorin des Bundesstaates New York. Sie will Hillary Clinton beerben, im Jänner, wenn die frühere First Lady ins Außenministerium wechselt. Als Gouverneur ist Paterson derjenige, der darüber entscheidet, bevor die Wähler beim turnusmäßigen Votum in zwei Jahren ein Machtwort sprechen.

Egal, wie ihre Chancen stehen, allein die Geschichte der Caroline Kennedy beflügelt die Fantasie. Sie ist die Tochter einer Legende, das einzig überlebende Kind des Präsidenten John F. Kennedy. Sie war knapp sechs Jahre alt, als 1963 in Dallas die Schüsse auf ihren Vater fielen. Damals zählte sie zu den meistfotografierten Kindern der Welt. Kaum ein Amerikaner, der die Bilder nicht kennt: die kleine Caroline, wie sie vor den Säulen des Weißen Hauses ein geschenktes Pferd mustert, wie sie ausgelassen durchs Oval Office hüpft, wie sie am Sarg ihres ermordeten Daddys kniet und weint.
Die berühmte Tochter studierte Jus, verschrieb sich der Kunst und mied die ganz große Bühne. Als Vorsitzende einer Stiftung verleiht sie Preise für Zivilcourage.
Es gibt mindestens drei Theorien, warum die zurückhaltende Frau plötzlich in der ersten Reihe der Politik Platz nehmen will. Da ist erstens ihr Onkel Ted, Löwe des Senats genannt und unheilbar an Krebs erkrankt. Ted soll seiner Nichte gut zugeredet haben, er will verhindern, dass eine Familientradition abreißt. Seit mehr als 50 Jahren saß immer ein Kennedy in der kleineren, aber feineren Kammer des US-Kongresses, erst John, dann Robert, dann Ted. Caroline soll die Fackel des Clans weitertragen.

Da sind zweitens ihre drei Kinder. Rose (20), Tatiana (18) und John (15) sind alt genug, dass ihre besorgte Mutter sie nicht mehr vor den Medien abschirmen muss. Da ist drittens Barack Obama, den die blonde Akademikerin vor elf Monaten zum Erben ihres Vaters salbte, mit den Worten, dass er „die Menschen genauso inspiriert, an sich selbst zu glauben". (Frank Herrmann aus Washington, DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2008)