Nablus - Nach dem Tod eines Mitglieds des Islamischen Jihads im Westjordanland hat die radikalislamische Organisation aus dem Gazastreifen drei Raketen auf Israel abgefeuert. Verletzt wurde niemand. Israel schloss aber die Grenzübergänge, die am Dienstag für Hilfslieferungen offen bleiben sollten. Der von Soldaten erschossene Jihad Nawhda wurde wegen der Vorbereitung eines Anschlags seit einem Jahr gesucht. Der 23-Jährige sei bei Jenin aufgespürt worden und habe dann zu fliehen versucht, erklärten die Streitkräfte.

Eine neue Waffenruhe zwischen Israel und den militanten Palästinensern im Gazastreifen rückte damit weiter in die Ferne. Die im Juni vereinbarte Feuerpause, die häufig nicht eingehalten wurde, läuft am kommenden Freitag aus. Israel zeigte sich zur Verlängerung bereit, doch der Islamische Jihad wies dies zurück, solange seine Mitglieder im Westjordanland weiter verfolgt würden. Auch die den Gazastreifen regierende Hamas ist gegen eine Verlängerung zu den gegenwärtigen Bedingungen.

Drohung mit Besetzung des Gazastreifens

Ein ranghoher israelischer Militär drohte unterdessen offen mit einer Wiederbesetzung des Gazastreifens. Er sagte am Dienstag in Jerusalem, es lägen verschiedene Pläne vor, von kleinen Einsätzen bis hin zur vollständigen Wiederbesetzung des palästinensischen Gebiets. Sollte aber Ruhe herrschen, werde Israel sich auch ruhig verhalten, erklärte er. Israel hatte im Sommer 2005 alle seine Siedlungen im Gazastreifen geräumt, kontrolliert das Gebiet jedoch weiter von außen.

"Wir haben keine Angst vor einer Militäraktion in Gaza, aber wir haben es auch nicht eilig damit", sagte der israelische Verteidigungsminister Barak am Dienstag. Er reagierte damit auf Äußerungen von Außenministerin Tzipi Livni (Kadima), die ihm vorgeworfen hatte, er beantworte die Angriffe aus dem Gazastreifen nicht hart und entschieden genug. Wegen neuer Raketenangriffe militanter Palästinenser schloss Israel erneut seine Grenzübergänge zum Gazastreifen.

Mehrheit für Waffenstillstand

Einer Umfrage zufolge sind einfache Israelis und Palästinenser mehrheitlich für einen neuen Waffenstillstand. Die gemeinsame Erhebung der Hebräischen Universität in Jerusalem und des Palästinensischen Zentrums für Politik- und Meinungsforschung in Ramallah zeigte aber auch konträre Position der beiden Völker auf. So stehen zwei Drittel der Palästinenser hinter dem saudischen Friedensplan, der eine diplomatische Anerkennung Israels vorsieht, wenn sich das Land aus den 1967 eroberten Gebieten zurückzieht. Etwa genauso viele Israelis lehnen diesen Plan ab. Befragt wurden rund 600 Israelis und 1.270 Palästinenser.

Der britische Premierminister Gordon Brown appellierte an Israel, die Blockade des Gazastreifens aufzuheben. Andernfalls drohten Schäden für die gesamte palästinensische Wirtschaft. Dies wiederum würde den Friedensprozess behindern, warnte Brown bei einem Treffen mit dem in London weilenden israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert. Dabei wurde einem Sprecher zufolge auch die israelische Siedlungspolitik im Westjordanland kritisch erörtert. (APA/AP/dpa)