Wien - Die Diskussion um den Kauf von tschechischen Kampf- und Trainingsflugzeugen des Typs L-159 durch das österreichische Bundesheer dürfte der Wiener Waffenschmiede Steyr SSF helfen, zumindest einen Teil des geplatzten Panzer-Verkaufs an die tschechische Republik zu retten.

Wie der Standard berichtete, hatte sich der in Österreich entwickelte Panzertyp "Pandur II 8x8" bei einer tschechischen Ausschreibung im Jahr 2006 gegen die finnische Konkurrenz ("Patria" ) durchgesetzt. Es wurde eine Bestellung über 199 Radpanzer in 18 verschiedenen Versionen aufgegeben, dazu kam noch eine Option auf 35 weitere Panzerfahrzeuge. Vor einem Jahr, am 13. Dezember 2007, hat die tschechische Regierung diesen Kaufvertrag aber wieder gekündigt und alle Panzer abbestellt.

Seither verhandelt Steyr SSF, um wenigstens einen Teil des Auftrags noch zu retten. Wie der Standard erfuhr, geht es nunmehr um 109 Stück - der neue Vertrag soll womöglich noch in diesem Jahr geschlossen werden. Die Stimmung sei nun merklich günstiger.

Dabei ist der Kauf der tschechischen Flugzeuge durch das Bundesheer noch keineswegs fix. Seitens der Tschechen gibt es aber ein hohes Interesse, die ursprünglich für die tschechische Luftwaffe produzierten Flieger zu verkaufen.

Denn die tschechische Regierung hatte ursprünglich das Herstellerwerk Aero Vodochody teilprivatisiert - der US-Rüstungskonzern Boeing ist eingestiegen, hat moderne Avionik beigesteuert und große Marktchancen für den Trainings-Jet versprochen. Tschechien sollte der erste Kunde sein - 72 Stück wurden unter der Regierung von Miloš Zeman (1998 bis 2002) geordert.

Spätere Regierungen haben versucht, die Luftwaffe abzuspecken - geblieben sind nur 18 Stück der L-159. Auch der unter der Regierung Zeman geplante Kaufvertrag von 14 plus sechs schwedischen "Gripen" wurde nicht abgeschlossen - stattdessen wurde ein Leasingvertrag für 14 "Gripen" abgeschlossen. In der Folge wurde Aero Vodochody wieder verstaatlicht und das Marketing des Flugzeugs an den "Gripen" -Hersteller Saab übertragen.
Die zu viel produzierten Flugzeuge stehen nun in einer Halle in Pardubice, hat der Militärluftfahrtjournalist Georg Mader beobachtet.
Ein möglicher Deal ist mit EADS (dem Konzern, unter dessen Dach auch die Eurofighter GmbH angesiedelt ist) ins Auge gefasst: EADS könnte die von Tschechien als Ersatz für die veraltete Transportmaschine "Antonov 26" benötigten Flieger liefern - gedacht ist laut einer ÈTK-Meldung vom 24. April dieses Jahres an einen Tausch von jeweils fünf L-159 gegen eine C-295M der EADS-Tochter Casa.

Noch ist nicht absehbar, ob dieses Geschäft zustande kommt und auf welchem Markt die von EADS eingetauschten Flugzeuge tatsächlich landen werden. Da die C-295M etwa 22 bis 25 Millionen Euro kostet, wäre der Preis der L-159 damit auf rund 4,5 bis 5 Millionen Euro gesunken. Bisher wurde die L-159 um etwa 9 Millionen gehandelt. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2008)