New York - Im milliardenschweren Betrugsskandal um den Investor Bernard Madoff werden zunehmend Zweifel an der Rolle der US-Aufsichtsbehörden laut. Analysten hätten in den vergangenen Jahren mehrfach Bedenken wegen der Geschäftspraktiken des bestens in der US-Finanzwirtschaft vernetzten früheren Nasdaq-Verwaltungsratschefs geäußert, berichtete die Washington Post auf ihrer Internetseite. Die SEC habe bis vergangene Woche jedoch nicht einmal eine Routineuntersuchung durchgeführt. Anderen Meldungen zufolge haben Prüfungen kein Ergebnis zu Tage befördert.

In einem Brief an die US-Börsenaufsicht SEC sei 1999 sogar der Vorwurf erhoben worden, bei Madoffs Investments handle es sich um ein illegales Schneeballsystem, heißt es auf der Homepage des angesehenen Blatts.

Bereits im Jahr 2001 erschien ein Artikel im Barron's, das Madoffs Aktivitäten hinterfragte. Das Magazin wunderte sich, wie man mit seiner Strategie so kontinuierliche Renditen erzielen könne, und äußert den Verdacht, dass Madoff mittels "Frontrunning" nachhelfe. Demnach nützte der Investor seinen Informationsvorsprung als Broker dazu aus, kurz vor großen Aufträgen in Märkte ein- bzw. aus ihnen auszusteigen.

Guru kannte jeden

Der 70-jährige Madoff war lange Zeit auch ein gefragter Experte, wenn es um Fragen der Regulierung von Finanzmärkten ging. Im Jahr 2000 war er Mitglied eines Gremiums, das die US-Regierung bei Fragen des Anlegerschutzes beriet. Dabei ging es korrekte und vollständige Informationen für Anleger. Madoff habe jeden gekannt, sagte der frühere SEC-Verwaltungsratschef Arthur Levitt am Dienstag. Laut Washington Post hat Madoff die Aufsicht in Fragen des elektronischen Handels beraten.

Gleichzeitig operierte Madoff am Rande der Regulierung, als die Regierung den Zugang zu derartigen Investments für Private öffnete. Hedgefonds und vergleichbare Anlagemodelle werden in den USA nur lückenhaft überwacht - Madoff konstruierte sein Vehikel so, dass er der Regulierung weitgehend entging. Laut SEC wurde der einstige Börsenguru erst September 2006 als Anlageberater registriert. Nichts desto trotz verteidigte Levitt die Aufsicht: Ein talentierter Krimineller könne "fast immer die Regulatoren und Aufseher austricksen". (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.12.2008)