Wir sollen nicht so streng sein, "ist halt Infotainment". Wir wollen ja das Recht des TV-Konsumenten auf Infantilitäten nicht beschneiden.

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"Sarah erfährt: Fast alles, worauf wir herumlaufen, kann man essen." Die Rede ist von einer Wiese in Italien. Reizend. Nur dass Sarah eben nicht vier Jahre alt ist, wie man meinen könnte, sondern eindeutig ausgewachsen und angeblich Köchin. "Tust du das jetzt so essen?" Die von ihr Beglückten lächeln krampfhaft, zumindest zu Beginn des Abenteuers. Ich wäre ja auch sauer, wenn jemand von der Straße in meine Küche reinkommen und, ohne sich vorher die Pfoten zu waschen, meinen Pastateig betatschen würde. Am Schluss werden sie lockerer, da wissen sie, die ist harmlos.

Oder doch nicht, denn wenn Sarah Wiener (die noch bis Freitag im Arte-Abendprogramm Italien kulinarisch bereist) die "Basilikata nun wirklich auf den Grund erforscht" hat, erfolgt ihre eigene "Interpretation". Dafür wird sie "ein Detail aus dieser Küche klauen", von der sie vorher ungefähr so geredet hat: "Die Idee mit (...) ist auch toll." Dass es sich nicht um "Ideen" wie Versatzstücke handelt, sondern um Kultur, dieser Verdacht liegt der "Verona Pooth der Gourmandise" (Jürgen Dollase in der FAZ) fern.

Wir sollen nicht so streng sein, "ist halt Infotainment", meint der Kollege, der jüngst hier Nettigkeiten über Wieners Küchengefummel schrieb (worauf ich mich zum Kontra meldete). Wir wollen ja das Recht des TV-Konsumenten auf Infantilitäten nicht beschneiden. Uns stört nur die Verschwendung. Die von ihr Vorgestellten sind es nämlich in der Tat wert, zur besten Sendezeit vorgestellt zu werden: aber nicht als Möbel auf der Bühne einer Showfrau, die anstelle einer anderen gerade die kulinarische Welle zu ihrem Vehikel gewählt hat. Immerhin, hin und wieder tröstet uns etwas, was wir als Selbstironie interpretieren wollen. "Was ist das für eine schöne Kuh?", fragt Sarah Wiener. (guha/DER STANDARD; Printausgabe, 17.12.2008)