Stefan Rotter, theoretischer Physiker an der Technischen Universität Wien, kann seine Forschung mit drei Schlagwörter etikettieren: Nano, Laser und Quanten. Nur schickt der ehemalige Max-Kade-Stipendiat die Teilchen nicht durch experimentelle Vorrichtungen, sondern speist sie in Berechnungen ein, um Versuche besser erklären oder vorhersagen zu können. Der Waldviertler beschäftigt sich mit Nanostrukturen, in denen quantenmechanische Effekte auftreten. Der TU-Assistent erhielt dafür im vergangenen November einen Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich.
Gemeinsam mit Kollegen von der Yale University und der ETH Zürich arbeitet er an der physikalischen Beschreibung von Zufallslasern. Das herkömmliche Prinzip eines Lasers beruht auf Licht, das zwischen zwei parallelen Spiegeln eingefangen und verstärkt wird. Ein Zufallslaser hingegen fängt das Licht durch zufällige Streuung an den Unregelmäßigkeiten des laseraktiven Materials ein: "Das Licht tritt nicht gebündelt an einer bestimmten Stelle aus, sondern kann in alle Richtungen ausgesandt werden", erklärt Stefan Rotter den Vorgang.
Mit Computersimulationen konnte das Team zeigen, dass dabei das Zusammenspiel verschiedener Lichtwellenlängen - und damit Lichtfarben - eine entscheidende Rolle spielt.
Wenige Tausendstel Millimeter große Zufallslaser senden, wenn man genug Energie zuführt, Licht in bestimmten Farben aus. So ein "physikalischer Fingerabdruck" könnte etwa Dokumente fälschungssicher machen.
Sein Interesse an Physik wurde durch engagierte Lehrer und die Lektüre populärwissenschaftlicher Bücher geweckt. Während des Grundstudiums an der TU Wien fand er im Rahmen eines Erasmus-Jahrs an der ETH Lausanne den Zugang zur Chaostheorie, die bis heute seiner Forschung Richtung gibt. Während seiner zweijährigen PostDoc-Zeit in Yale profitierte der heute 33-Jährige von einem internationalen und fachlich bereichernden Umfeld, wie er es heute bezeichnet.
Seiner Ansicht nach bot die TU Wien ihm dann mit seiner Assistentenstelle viele Möglichkeiten, die er in den USA wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt erreichen hätte können. Was aber an vielen Unis in Amerika sehr gut funktioniere, sei ein leistungsgerechtes Laufbahnschema, "in dem gute Leute auch längerfristig eine Chance bekommen".
Seine besten Ideen hat Stefan Rotter, wenn ihm jemand gute Fragen stellt oder auch bei guter Musik. Überhaupt ist Musik im Leben des ehemaligen Obmanns des TU-Orchesters, wie er betont, "eine Quelle von Freude, Inspiration und eine ideale Ergänzung zur Wissenschaft".
Eigenen Angaben zufolge "dilettiert" er bei den Konzerten des Orchesters immer wieder als Schlagzeuger mit Triangel oder Trommel. Seinen Beitrag kommentiert er nüchtern: "Als Physiker hat man wenigstens gelernt zu zählen."
In der Quantenwelt findet sich zurecht, "wer mit Neugierde und der Bereitschaft gesegnet ist, vollkommen neue Konzepte und Ideen zu akzeptieren". Vor mathematischen Modellen sollte man für seinen Job keine Scheu haben, sagt Rotter.
Die freie Zeit verfliegt im Yspertal mit Freunden beim Diskutieren oder Kochen. Auch Wandern, Lesen und Reisen gehört zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 17.12.2008)