Linz/München/Passau - Nach dem Messerattentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl wird immer mehr über den Hintergrund der Inhaftierten bekannt. Die zwei Verhafteten sollen einer besonders gewaltbereiten Neonazi-Gruppe, den "Freien Nationalisten München" angehören. Die Webseite der Gruppe nennt den 33-jährigen Mann einen "Kameraden" . Der bayerische Verfassungsschutz schätzt die Gruppe als "betont aggressiv" und "gewaltbereit" ein. Sie sei den sogenannten "nationalen Autonomen" zuzuordnen.

Wie berichtet wurde das Münchener Ehepaar am Mittwoch verhaftet. Es soll dem Attentäter und einem weiteren Komplizen bei der Attacke geholfen haben. Nach diesen beiden Männern wurde noch gefahndet. Die Gesuchten sind laut Ermittler 25- bis 35-jährige, typische Skinheads mit Glatzen und Tätowierungen.

Die "nationalen Autonomen" , denen das verhaftete Ehepaar zugehören soll, sind gewaltbereite Rechtsextremisten, die sich sportlich kleiden. Sie wenden sich gegen den starken Trend im Rechtsextremismus, der auf eine organisationsübergreifenden Zusammenarbeit im Umfeld der NPD abzielt und beharrt auf eigenständigen Aktionen. Erstmals traten sie bei den Mai-Krawallen in Hamburg größer in Erscheinung.

Die Gruppierung soll laut Bundeskriminalamt rund 400 Anhänger haben. Der Präsident des deutschen Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, fürchtet laut Magazin Focus bei Aufmärschen und Demonstrationen militanteres Auftreten mit gewalttätigen Aktionen, wenn sich diese Szene durchsetzt.

Die Regierungschefs der 16 Bundesländer berieten am Donnerstag über einen neuen Anlauf zum Verbot der NPD. SPD-regierte Länder sind dafür, die meisten CDU-geführten Länder dagegen. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und der deutsche Bundesverfassungsrichter Hans Joachim Jentsch zeigten sich skeptisch. 2002 war ein solcher Versuch gescheitert.

Markenname regt auf

In Oberösterreich gab es zudem Aufregung um ein Braunauer Textilgeschäft, in dem Kleidung der ostdeutschen Marke "Thor Steinar" angeboten werden soll. Diese ist laut Verfassungsschützern unter Rechtsextremen stark verbreitet. In Deutschland ist sie in einigen Bundesliga-Stadien und im Bundestag verboten. Der Name soll sich vom nordischen Donnergott Thor und von Felix Steiner, General der Waffen-SS, ableiten. Die Sozialistische Jugend verlangte die Schließung des Geschäfts. Von der Gemeinde hieß es, die Sache werde untersucht. (dpa, AFP, AP, spri, DER STANDARD - Printausgabe, 19. Dezember 2008)