Neue Anwendungen sollen im Netz so einfach werden wie Skype: Univ. Prof. Dr. Kurt Tutschku, Stiftungsprofessor für Future Communication der Telekom Austria an der Universität Wien, Fakultät für Informatik.

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Während sich das Internet im vergangenen Jahrzehnt rasant verbreitet hat, wurden die Möglichkeiten von einfachen Textseiten bis zu Video im Netz, Internettelefonie und "Web 2.0"-Anwendungen wie Blogs immer vielfältiger. Aber technisch steckt das Netz weiterhin in den Fesseln seiner Gründerjahre, beschreibt Kurt Tutschku von der Informatikfakultät der Uni Wien.

"Future Communication"

Als Stiftungsprofessor der Telekom Austria forscht er an "Future Communication" - eine Art technische Generalüberholung der Struktur des Internets, um künftige Anwendungen besser möglich zu machen. "Man muss die Komplexität von den Benutzern wegnehmen, die Einstellungen sind immer noch kompliziert", sagt Tutschku im Gespräch mit dem Standard und preist die Simplizität von Skype, dem Internettelefon.

Beispiel und Studienobjekt

Den Forschern dient Skype sowohl als Beispiel wie auch als Studienobjekt: Der Benutzer muss keine besonderen Einstellungen vornehmen, andere Teilnehmer werden einfach durch Namen kontaktiert (keine unmerkbaren Ziffern, keine komplizierten Adressen) - und doch segelt Skype relativ leicht durch Firewalls von Unternehmen und hat sich rasch in großer Zahl verbreitet. Woran Tutschku bastelt: eine Art virtuelles Netz, in dem sich die Komplexität der einzelnen Anwendung versteckt und das sich selbsttätig für die realen Netze, aus denen das Internet gebildet wird, anpasst. Das brauche Grundlagenforschung und mathematische Bewertung, denn im Labor oder Beta-Versuch könne man die Auswirkungen bei Millionen von Benutzern nicht abschätzen.

Einfache Bedienbarkeit

"Wir sind im Übergang des Internets zur einfachen Benutzbarkeit. Dafür war es nie konstruiert, es waren Protokolle für Fachleute, um Teilnetze zu vernetzen", sagt Tutschku. "Bisher haben sich Anwendungen und Benutzer dem Netz angepasst - künftig muss sich das Netz der Anwendung und dem User anpassen." (spu/DER STANDARD, Printausgabe vom 17.12.2008)