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Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer, Finanzvorstand Reinhard Pinzer.

Foto: AP/Hans Punz

Wien - "Es gibt weniger Arbeit. Das verstehen Sie schon, oder" , fragte eine etwas genervte Brigitte Ederer am Mittwoch einen Journalisten, der sagte, er verstehe das Sozialfonds-Modell nicht, dass die Siemens-Österreich-Chefin zuvor bei der Bilanzpressekonferenz mit wenigen Worten umrissen hatte. Bei der Softwaresparte PSE ("Programm- und Systementwicklung" ) müssen bekanntlich 475 Mitarbeiter gehen. Laut Ederer gebe es nun mit dem Betriebsrat eine Vereinbarung, dass niemand gekündigt wird, sondern dass "die Leute freiwillig einsehen, dass sie gehen wollen". Im Sozialplan erfolge dann die Abfederung nach Lebensalter und Dauer der Zugehörigkeit zum Konzern.

Die PSE habe vor allem für den ehemaligen Konzernbereich Kommunikation gearbeitet, so Ederer. Seit sich der Münchner Elektronik-Riese nur mehr auf Industrie, Energie und Medizintechnik konzentriere, seien die Aufträge für die PSE weggebrochen. Anders stelle sich die Situation hingegen für jene 500 Mitarbeiter von Siemens Österreich dar, die aufgrund des erwarteten Konjunktureinbruchs gehen müssen. Sie stammen aus aufgelassenen oder begradigten Administrationsbereichen, Kündigungen seien "nicht auszuschließen", so Ederer. Rund 100 hätten das Unternehmen bereits verlassen. Kurzarbeit sei im Konzern aber noch kein Thema.

Bei den Simea-Werken (Siemens Industrial Manufacturing, Engineering and Applications; Zulieferer für Auto- und Haushaltsmaschinenhersteller) in Wien, Linz und Siegendorf, die der Konzern an das Management verkauft hat, laufe der "Carve-out-Prozess", wie es der neue Siemens-Österreich Finanzvorstand Reinhard Pinzer formulierte. Die bisherigen Arbeiter des Wiener Werks müssen ins Nordburgenland auspendeln.

Das per September abgelaufene Geschäftsjahr 2007/2008 war für Siemens Österreich und die von Wien aus mitverantworteten Länder (Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Kosovo, Bulgarien und Rumänien) nicht schlecht: Der Umsatz stieg um 1,4 Prozent auf 7,62 Mrd. Euro. Bei Siemens Österreich konnte der Umsatz um 10,7 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro gesteigert werden, der Auftragseingang blieb mit minus 0,1 Prozent auf 3,37 Mrd. Euro konstant. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um 10,3 Prozent auf 8371, durch die Integration der IT-Sparte SIS. Das Betriebsergebnis wurde um 9,7 Prozent auf 109,3 Mio. gesteigert, das EGT um 32,2 Prozent auf 254,6 Mio. Euro. "2009 wird ein schwieriges Jahr, aber wir sind nicht so pessimistisch wie andere", sagte Ederer. Im Bereiche Energie würden Konjunkturpakete positiv wirken, bei der Medizintechnik gebe es Erneuerungsbedarf, bei der Industrie aber Unsicherheit. (szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.12.2008)