Warschau - Die rechtsliberale polnische Regierungspartei Bürgerplattform (PO) streitet um den von ihrem Abgeordneten Jaroslaw Gowin vorbereiteten Gesetzesentwurf zur In-vitro-Befruchtung.

Mehrheit dagegen

Ein Großteil der PO-Abgeordneten widersetzt sich dem Vorschlag, dass das Recht auf künstliche Befruchtung nur Ehepaaren vorbehalten ist. Außerdem missfällt ihnen das Verbot für das Anlegen von Vorratsembryonen. Die Endversion des Gesetzes soll eine Kommission der PO-Fraktion vorbereiten, berichtete die Tageszeitung "Dziennik" am Mittwoch.

Verfahren

Üblicherweise braucht es bei der In-vitro-Fertilisation bis zur Geburt eines Babys mehrere Befruchtungsversuche, da die meisten Embryonen sich nicht einnisten bzw. wegen Schädigungen durch das Befruchtungsverfahren noch während der Schwangerschaft absterben. Zudem ist es üblich, bei der Entstehung von Mehrlingsschwangerschaften nach IvF einzelne Kinder abzutreiben (selektive Abtreibung).

Kirche strikt dagegen

Aus diesen Gründen lehnt die katholische Kirche in Polen die künstliche Befruchtung ab. Deshalb forciert Gowin in seinem Gesetzesentwurf die Regelung, dass man bei der Behandlung nur eines oder höchstens zwei Embryonen schafft, die unverzüglich der Frau implantiert werden sollen.

Errungenschaften der Wissenschaft auch nutzen

Iwona Guzowska (PO) vom Ausschuss für Sozialpolitik betonte gegenüber der "Dziennik", dass eine Frau das Recht habe, die Errungenschaften der Wissenschaft zu nutzen. "Ich sehe nichts Sündiges darin, dass man für ein Paar, dass sich mehr als ein Kind wünscht, eine größere Zahl von Embryonen erzeugt und einfriert", erklärte Guzowskas Parteikollegin vom Gesundheitsausschuss, Agnieszka Kozlowska-Rajewicz.

Zwischen den Fronten

Der PO-Abgeordnete Janusz Palikot ist davon überzeugt, dass das Komitee das Gesetzesprojekt völlig ändern wird. "Der Premier (und PO-Chef Donald Tusk) ist in Teufels Küche gekommen. Was immer er machen wird, es wird schlimm. Einerseits möchte er sich der Kritik der Kirche nicht aussetzen. Andererseits weiß er, dass das Verbot des Einfrierens von Vorratsembryonen das Ende der In-vitro-Methode in Polen bedeuten wird", kommentierte der ehemalige Gesundheitsminister Marek Balicki gegenüber "Dziennik".

Hinauszögern

Seiner Meinung nach ist nicht auszuschließen, dass das Thema in die fernere Zukunft verschoben wird. Premier Tusk hatte im November versprochen, dass die künstliche Befruchtung von der Krankenkasse subventioniert wird. Ein entsprechender Gesetzesentwurf sollte demnach noch im Dezember vorgelegt werden. (APA)