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Zur Person

Der 1978 geborene Gábor Vona ist Chef der rechtsextremen ungarischen Jobbik-Partei und der ungarischen Garde. Der studierte Historiker arbeitet im Zivilberuf als Manager bei einem Sicherheitsunternehmen.

 

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Auch nach dem Verbot wird die Garde weitermarschieren, kündigt ihr Chef Gábor Vona an. Wer den Prozess manipuliert habe und warum die Demokratie gefährdet sein soll, erzählte er András Szigetvari.

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STANDARD: Wird die ungarische Garde ihre Aufmärsche nach dem Gerichtsurteil einstellen?

Vona: Nein, wir werden unsere Aktivitäten selbstverständlich fortsetzen. Der Richter hat in seinem Urteil klargestellt, dass die Tätigkeit unseres Vereins verboten wurde, unsere Bewegung, das was die Öffentlichkeit kennt, aber nicht einmal Prozessgegenstand war. Sogar wenn das Verbot in zweiter Instanz aufrecht bleibt, habe ich also drei oder vier Drehbücher im Kopf, wie es weitergehen wird.

STANDARD: Hat Sie das Urteil überrascht?

Vona: Einerseits nein: Die ungarische Demokratie wird seit Jahren systematisch demontiert, und das Urteil reiht sich an diese Entwicklung nahtlos an. Andererseits hat mich der Entscheid überrascht, weil das Vorbringen der Staatsanwaltschaft mit jedem weiteren Prozesstag immer unhaltbarer wurde.

STANDARD: Der Richter begründet das Verbot damit, dass die Garde bei den Minderheiten, insbesondere den Roma, Angst schürt. Das stimmt doch: Sie marschieren provokant durch Roma-Siedlungen und hetzen die Menschen auf.

Vona: Ich weiß, dass es in Ungarn Roma gibt, die Angst vor uns haben. Aber im Grunde richtet sich ihre Furcht nicht gegen die Gardisten. Die ungarische Garde ist nun seit einem Jahr aktiv und hat noch keinem Menschen etwas zuleide getan. Die Angst entsteht, weil die Zigeunerführer die Furcht vor uns schüren, indem sie Bilder von uns zeichnen, die einfach falsch sind. Sie machen das, um die Zigeuner unter ihrer Obhut zu halten. Anders gesagt: Sie jagen aus egoistischen Motiven ihrem eigenen Volk, ihre eigenen Geschwistern Angst ein, und verwenden dafür die Garde als Mittel.

STANDARD: Dass Sie Menschen Angst machen, sagt aber nun kein Roma-Führer, sondern ein unabhängiges Gericht.

Vona: Nein, das war kein unabhängiger Prozess. Das Gericht ist unter dem internationalen und nationalen Druck zusammengebrochen.

STANDARD: Werfen Sie der sozialistischen Regierung vor, den Prozess beeinflusst zu haben?

Vona: Das war der Druck der Sozialisten, der Liberalen und leider auch der bürgerlichen Parteien, des Staatspräsidenten und auch vonseiten slowakischer Politiker. Diesem Druck konnte der Richter schließlich nicht standhalten.

STANDARD: Warum sollten sich diese etablierten Kräfte vor der ungarischen Garde fürchten?

Vona: Alle ungarischen Parteien haben ihre Glaubwürdigkeit verloren. Wie die Zigeunerführer versuchen sie, das Vertrauen dadurch aufrechtzuerhalten, indem sie Feindbilder erschaffen. Und wir eignen uns dafür perfekt. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.12.2008)