Paris - Die konservative französische Regierungspartei "Union für eine Volksbewegung" (UMP) will ihre Parteileitung nach links öffnen, indem für den ehemaligen sozialistischen Staatssekretär Eric Besson Platz gemacht wird. Auch der Chef der Radikalen Partei, Umweltminister Jean-Louis Borloo, könnte in die Leitung der Partei von Präsident Nicolas Sarkozy aufgenommen werden, schlug dessen enger Mitarbeiter Yves Jego vor. Die neue Parteileitung wird am 24. Jänner vom UMP-Nationalrat gewählt.

"Konföderation der Regierungsparteien"

Besson hat eine neue Bewegung mit dem Namen "Progressistes" geschaffen, der etwa 2.000 vorrangig aus den linken politischen Lager kommende Personen angehören. "Ich bin ein Mitglied der Regierungsmehrheit, und ich bin bereit, vermehrt darin zu investieren", kommentierte der ehemalige Wirtschafts-Berater der sozialistischen Ex-Präsidentschaftskandidatin Segolene Royal. Besson schlug eine "Konföderation" der Regierungsparteien vor, was die zentrumsbürgerliche "Nouveau Centre" (NC) von Verteidigungsminister Herve Morin allerdings entschieden ablehnte. "Wir wollen keine Super-UMP", betonte dre NC-Fraktionssprecher in der Nationalversammlung, Francois Sauvdadet.

Jego betonte am Wochenende beim 109. Parteitag der Radikalen Partei, dass Borloo in der UMP "soziale Sensibilität" verkörpern könnte. Von der radikalen Parteileitung kam allerdings die Forderung, dass eine Öffnung nicht bloß als Aushängeschild dienen dürfe, sondern auch in den Inhalten erfolgen müsse. Die Radikale Partei zählt 10.000 Mitglieder in Frankreich und 26 Parlamentarier. Bei den Europawahlen von 2009 treten UMP und Radikale mit gemeinsamen Einheitslisten an.

Aufträge von rechts an links

Sarkozy hat seit seinem Amtsantritt 2007 zahlreiche Linkspolitiker in seine Regierungsmannschaft aufgenommen beziehungsweise mit Missionen beauftragt. Den Auftakt bildete der Sozialist Bernard Kouchner, dem der Präsident die Leitung des Außenministeriums anvertraute. Der Sozialist Jean-Pierre Jouyet wurde Europa-Staatssekretär. Auch der Linken nahe stehende Persönlichkeiten wie der Hochkommissar für die Armutsbekämpfung Martin Hirsch und die Feministin Fadela Amara arbeiten in der konservativen Regierung mit. Jacques Attali, langjähriger Berater des Präsidenten Francois Mitterrand (1981-95), und Ex-Außenminister Hubert Vedrine (1997-2002) haben ebenfalls Aufträge von Sarkozy angenommen. (APA)