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Pleite statt Unternehmer: Auf ehemalige Selbstständige entfallen rund 35 Prozent aller eröffneter Schuldenregulierungsverfahren.

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Grafik: APA

Wien - Einen deutlichen Anstieg bei den Firmen- und Privatinsolvenzen erwartet der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) für das kommende Jahr. Die Zahl der Unternehmenspleiten werde 2009 um rund zwölf Prozent auf mehr als 7.000 Fälle steigen und damit an das Rekordjahr 2005 anknüpfen, betonte der Leiter der KSV-Insolvenzabteilung Hans-Georg Kantner am Donnerstag bei der KSV-Jahrespressekonferenz. Bei den Privatkonkursen erwartet der KSV ein Plus von 13 Prozent auf rund 9.500 Fälle. Längerfristig sei mit einem Niveau von 15.000 Fällen pro Jahr zu rechnen.

Firmenpleiten heuer unverändert

Heuer seien die Firmenpleiten mit 6.296 Fällen im Jahresvergleich unverändert geblieben. Allerdings hinke die Insolvenzentwicklung der aktuellen Wirtschaftslage um sechs bis zwölf Monate hinterher, so Kantner. In den kommenden beiden Jahren sei daher mit einem deutlichen Anstieg der Firmenzusammenbrüche zu rechnen.

Aber bereits 2008 seien die Gesamtinsolvenzen im Jahresvergleich zwar unverändert geblieben, die eröffneten Verfahren stiegen jedoch um fast acht Prozent auf 3.260 Fälle. Rückläufig waren hingegen die Mangels Masse abgewiesenen Konkursanträge und zwar um 7,2 Prozent auf 3.036 Fälle. Deutlich angestiegen ist im Jahresvergleich die Zahl der betroffenen Dienstnehmer, und zwar um 12,6 Prozent auf 20.500 Beschäftigte (18.200). Die geschätzten Verbindlichkeiten kletterten um 12,6 Prozent auf 2,8 (2,4) Mrd. Euro.

Nach Branchen wurde 2008 die Bauwirtschaft von den unternehmensbezogenen Dienstleistungen auf den zweiten Platz verdrängt. Die beiden größten Pleiten des Jahres, die Konkurse der Immobiliengruppe Stade und Hofer mit Passiva von insgesamt 233 Mio. Euro haben diese Branche auf den ersten Platz gehievt. Rang drei und vier belegen die Gastronomie und der Verkehr.

Steiermark und Kärnten legten zu

Regional gingen die Firmenpleiten in allen Ländern mit Ausnahme von der Steiermark und Kärnten zurück. Mit einem Plus von mehr als 15 Prozent bei den Firmenpleiten werde die Steiermark früher als alle anderen Bundesländer getroffen, so Kantner. Dies sei auf die starke industrielle Ausrichtung vor allem im automotiven Bereich zurückzuführen. Die anderen Bundesländer werden mit Zeitverzögerung "ihr Scherflein" abbekommen, so Kantner. Der Zuwachs der Steiermark könnte die Richtung vorgeben.

Die Zahl der Privatkonkurse (Schuldenregulierungsverfahren) ist heuer um 16 Prozent auf auf 8.568 Fälle geklettert. Die geschätzten Verbindlichkeiten erhöhten sich um 1,2 Prozent auf 1,039 Mrd. Euro. Die meisten Fälle gab es in Wien mit 3.416 Privatkonkurse, was einem Plus von fast 32 Prozent gegenüber 2007 entspricht.

Ehemalige Unternehmer

Die durchschnittlichen Verbindlichkeiten beim Privatkonkurs betrugen heuer 122.000 Euro gegenüber 139.000 Euro vor einem Jahr. Die Höhe der Verbindlichkeiten sei auf den großen Anteil von ehemaligen Unternehmern zurückzuführen. Bei den echten Privaten beträgt die durchschnittliche Verschuldung 50.000 Euro. Auf ehemalige Selbstständige entfallen rund 35 Prozent aller eröffneter Schuldenregulierungsverfahren. Hauptursachen für einen Privatkonkurs sind ehemalige Selbstständigkeit, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung und erst dann leichtsinniger Umgang mit dem Geld.

Der Zuwachs bei den Privatkonkursen werde sich im kommenden Jahr auf 13 Prozent abflachen, so Kantner. Ein langfristig erzielbares Niveau an Privatkonkursen lasse sich derzeit nicht abschätzten, da die Verfahren seit der Einführung im Jahr 1995 kontinuierlich gestiegen sind. Mit einem Niveau von 15.000 Fällen pro Jahr könne aber innerhalb der nächsten sieben Jahre gerechnet werden. (APA)