Wien - Die österreichische Nationalstiftung für Forschung soll nach eigenen Angaben "Garant für eine nachhaltige, budgetunabhängige, langfristige und strategische Finanzierung österreichischer Forschungsinitiativen" sein. Lange hat diese Garantie nicht gehalten: In den ersten Jahren seit Gründung der Stiftung zwischen 2004 und 2006 wurden jährlich rund 125 Mio. Euro ausgeschüttet. Doch dann gingen die Zinserträge bei den beiden Hauptfinanciers, Oesterreichische Nationalbank und ERP-Fonds, zurück: 2007 stellte die Stiftung nur noch 105 Mio. Euro zur Verfügung, im laufenden Jahr 80,4 Mio. Euro und im kommenden Jahr werden es voraussichtlich nur 10 Mio. Euro sein - außer der Bund springt ein.

Laut Stiftungsgesetz wird die Nationalstiftung aus Mitteln der OeNB und des ERP-Fonds gespeist. Laut Gesetz sollte die Nationalbank jährlich 75 Mio. Euro zur Verfügung stellen, was sie in den ersten Jahren auch tat. Doch die sinkenden Erträge aufgrund der Zinsentwicklung ließen die Notenbank ihre Beiträge stetig reduzieren, bis sie sich für 2009 nun zu dem drastischen Schritt entschloss, die Zuwendungen an die Stiftung ganz einzustellen. Wie es am Donnerstag hieß, sei der Jubiläumsfonds der Nationalbank, mit dem Grundlagenforschungsprojekte gefördert werden, davon nicht betroffen. 2008 werden dafür 10,73 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.

"Unbefriedigende Situation"

Seitens der Nationalstiftung sprach man von einer "unbefriedigenden Situation", auf die man nun die politisch Verantwortlichen, allen voran den Finanzminister, aufmerksam machen wolle. Wie es derzeit aussieht, erhält die Stiftung im kommenden Jahr nur 10 Mio. Euro aus dem ERP-Fonds. Allerdings besteht laut Gesetz auch die Möglichkeit, die Stiftung aus Bundesmitteln zu dotieren.

2007 hat die Nationalstiftung insgesamt 105 Mio. Euro ausgeschüttet. Davon kamen 50 Mio. Euro von der OeNB, 43,5 Mio. Euro aus dem ERP-Fonds und der Rest aus Zinserträgen der Stiftung. Profitiert hatten davon die Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die 50 Mio. Euro erhielt, der Wissenschaftsfonds FWF (25,6 Mio. Euro), die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit 14,4 Mio. Euro, die Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft (CDG) mit acht Mio. Euro und die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft (LBG) mit 2,5 Mio. Euro. 2008 stellte die Forschungsstiftung 80,4 Mio. Euro zur Verfügung, davon kamen wiederum 50 Mio. Euro von der Nationalbank und 27,5 Mio. Euro vom ERP-Fonds (Rest sind Zinserträge). Die Aufteilung auf die verschiedenen Fördergesellschaften sei anteilsmäßig etwa gleich wie 2007, hieß es seitens der Stiftung.

"Triste Situation, schwerer Schlag"

Beim FWF spricht man von einer "tristen Situation". In den ersten Jahren seit Gründung der Stiftung hat der FWF noch rund 40 Mio. Euro jährlich erhalten, 2006 waren es sogar 41,5 Mio. Euro. Ab dann ging es bergab, 2007 mit 25,6 Mio. Euro und im laufenden Jahr 24,9 Mio. Euro. Die sich nun abzeichnende Situation ist für FWF-Geschäftsführer Gerhard Kratky "besorgniserregend". Da es derzeit noch kein Budget seitens des Bundes gebe und aufgrund der derzeitigen Situation bei der Nationalstiftung sehe man derzeit "keine Möglichkeit zur Fortführung des Förderungsbetriebs". Die nächste Vergabesitzung ist für 19. Jänner geplant. Man sei deshalb derzeit im Gespräch mit den beiden zuständigen Ministerien (Wissenschafts- und Infrastrukturministerium). Bisher hat der FWF die Mittel aus der Nationalstiftung ausschließlich für seine Schwerpunktprogramme (z.B. Spezialforschungsbereiche) und das Lise-Meitner-Programm verwendet.

In der FFG sprechen die beiden Geschäftsführer Henrietta Egerth und Klaus Pseiner von einem "schweren Schlag". Für die FFG bedeute diese Nachricht, dass rund 35 Mio. Euro plötzlich fehlen, das seien sechs Prozent des für 2009 geplanten Budgets. Für den betroffenen FFG-Bereich der Basisprogramme seien das sogar elf Prozent des geplanten Budgets und betreffen vor allem die Programme "Headquarter" und "Bridge". Die FFG-Chefs gehen nun in ihren Planungen davon aus, "dass die fehlenden Mittel aus der Nationalstiftung durch Budgets der Ministerien kompensiert werden". (APA)