Baut mir mal einen neuen Avensis, der sich vor der (zumal deutschen) Konkurrenz nicht zu verstecken braucht.

Foto: Werk
Grafik: DER STANDARD

Es soll das große Jahr für Toyota in Europa werden, 2009: Start für den Stadtwinzling iQ; für Avensis Limo und Kombi; für den superkompakten SUV Urban Cruiser; für das Coupé-Cabrio Lexus IS 250C; für die nächste Generation des großen Nobel-SUVs Lexus RX (auch Hybrid-Version); etc. Ja, und dann brechen überall die Märkte weg. Weswegen keiner eine auch nur halbwegs seriöse Jahresprognose wagt. Eins ist immerhin fix: Anders als bei GM, Ford, Chrysler muss sich um den Fortbestand des japanischen Automobilgiganten niemand wirklich Sorgen machen.

Weder Biedermann, noch Brandstifter – der neue Avensis.
Foto: Werk

Damit wären wir beim diesmaligen konkreten Anlass, von Toyota zu berichten. Avensis. Im Jahre Elf der für Europa zugeschneiderten (und hier, in England, produzierten) Mittelklasse wird diese neu angeschärft. Das vorweggenommene Fazit lautet nämlich: Kein Biedermann mehr (wie der brave, aber wenig attraktive Vorgänger), aber auch kein Brandstifter, man will schließlich auch keinen verstören.

"Europäer kaufen mit den Augen", hat Toyota ermittelt. Und deshalb das Europa-Flaggschiff attraktiviert. Fahrgefühl? Agilität und Stabilität in harmonischem Verhältnis. Die meisten Kunden erwartet man für den Kombi.
Foto: Werk

Das mit dem avensischen Eurozentrismus sei übrigens wörtlich zu nehmen, betont Toyota: Selbst Chefkonstrukteur Takashi Yamamoto (nicht verwandt mit Großadmiral Isoroko Yamamoto, Pearl Harbour und so) besuchte Europa und unternahm einen 5000-km-Nordkap-bis-Sizilien-Trip, um die "Bedürfnisse europäischer Autofahrer persönlich zu ergründen".


Der Avensis braucht sich nicht zu verstecken.
Foto: Werk

Daraufhin dürfte Yamamoto-San, unterstellen wir einmal, seinen Mannen die tiefgründige Order gegeben haben, die er wohl auch ohne die höflich absolvierten 5000 Kilometer gegeben hätte: Baut mir mal einen neuen Avensis, der sich vor der (zumal deutschen) Konkurrenz nicht zu verstecken braucht.

>>> Athletisch und selbstbewusst

Also kommt der Avensis in nunmehr dritter Generation athletisch daher und selbstbewusst – speziell in der markigen Frontansicht, mit elegantem sanftem Coupéschwung bei der Limo wie beim Kombi (was etwas zulasten der Beladefähigkeiten geht). Wobei letzterer erster werden wird: Importeur Toyota Frey Austria etwa erwartet, dass 70 Prozent aller Kunden zum trendigen Lademeister greifen. Trotz "J-Factor" (=Japan-Faktor), der nun also auch das Avensis-Styling bestimmt, wirkt das alles recht gefällig für europäische Augen.

Der Kombi schluckt bis zu 1609 Liter Ladung – ein iQ geht sich aber nicht aus.
Foto: Werk

Im Fahrbetrieb störend wirkt allerdings die etwas eingeschränkte Sicht nach vorne links durch die weit nach vorn gezogene A-Säule. Interieur? Zum Wohlfühlen. Sauber gezeichnet. Viel Platz (auch in der Limo), ansprechende Materialien. Nur etwas größere Kleinablagen würde man sich wünschen.

Saubere Linien auch im Interieur. Dort herrscht fast Oberklassewohlfühlatmosphäre, Toyota rückt Lexus da schon recht nahe.
Foto: Werk

Ferner zu vermelden:Fahrwerk angenehm straff und komfortabel. Feine Geräuschkultur. Hohe Sicherheitsstandards. Zudem soll der Avensis Öko-Akzente setzen: Im Durchschnitt emittiert der Neue 6,7 g CO2/km pro Fahrzeug weniger als die Vorgängergeneration, die aber fünf Zentimeter weniger Auto war. Reife Leistung. Und, apropos Yamamoto: Der Avensis soll künftig auch in der Flottenpolitik eine deutlich größere Rolle spielen ...

Defizite? Zu wenige und zu kleine Ablagefächer.
Foto: Werk

(Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/19.12.2008)