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Bevor U.S.-Botschafter Girard-diCarlo Wien verlässt, gab er Studenten der WU Wien Tipps rund um Führungspositionen

APA/Hochmuth

"Was ist Führung eigentlich?" Dieser Frage ging U.S.-Botschafter David F. Girard-diCarlo bei der Veranstaltung "A Life's Lessons on Leadersip" der HochschülerInnenschaft und des Instituts für Englische Wirtschaftkommunikation der WU Wien nach. Girard di-Carlo, der nach nur wenigen Monaten mit dem Amtsantritt Barack Obamas Wien wieder verlässt, wollte dabei bewusst nicht über Themen wie die Wirtschaftskrise oder die US-Wahl sprechen, sondern den rund 500 Zuhörern zeitlose Richtlinien rund um "Leadership" mitgeben.

Der Anwalt und Geschäftsmann aus Philadelphia ist selbst seit über 15 Jahren in Führungspositionen tätig. Er begann seine Karriere bei der "Southeastern Pennsylvania Transportation Authority", wo er zum Aufsichtsratsvorsitzenden aufstieg, später bei der Nationalen Eisenbahngesellschaft AMTRAK. 1991 wurde er für Blank Rome tätig, eine der wichtigsten Anwaltskanzleien in Philadelphia, wo er später zum Hauptgeschäftsführer wurde. Seit einigen Jahren ist er Geschäftsführer einer Lobbying-Organisation in Washington DC.

Richtlinien für zukünftige Führungspersonen

Was Führung wirklich ist, könne nur schwer definiert werden, so der Botschafter. "Leadership" bedeute aber keinesfalls, nur einen Titel oder Autorität zu haben. "Bei Führung geht es vor allem darum Beziehungen aufzubauen und zu verstehen", so Girard-diCarlo.

Es sei essentiell, Partner, Team, Klienten und Mitbewerber gut zu kennen - was auch harte Arbeit ist und viel Zeit kostet: "Um das zu schaffen, muss eine Führungspersönlichkeit aber vor allem auch sich selbst kennen."

Situationsbedingtes Handeln

Wichtig sei vor allem auch die Konstanz zwischen Worten und Taten, erklärt der U.S.-Botschafter: "Wenn eine Führungsperson seine Glaubwürdigkeit verliert, ist es eigentlich unmöglich, diese wieder zu erlangen."

Eine Person in leitender Funktion brauche das Gespür, in verschiedensten Situationen richtig zu handeln. "Eine Führungsperson muss eine einfühlsame Person sein. Sie muss beobachten, lernen und teilnehmen." Sie schenke ihrer Umgebung Aufmerksamkeit und sei darauf vorbereitet, zu reagieren.

Führung und Nähe

"Menschen wollen von Leuten geführt werden, die Menschlichkeit zeigen. Jedoch muss man die richtige Balance finden, den Menschen nahe zu sein, aber auch nicht zu nah", meinte Girard-diCarlo. Denn eine Führungsperson hat auch Entscheidungen zu treffen, die den Leuten nicht gefallen. Das könne sie aber nicht, ist sie den Menschen zu nah. "Respekt erntet man, wenn man alle Entscheidungen darauf baut, was gut für die Gemeinschaft ist", so Giard-diCarlo. (maf, derStandard.at, 11.1.2009)