Ruth Drexel wertet die Filminszenierungen ländlich-alpiner Schauplätze auf. Und das, obwohl sie in ihren Rollen für beschönigende Volkstümlichkeit steht. In den TV-Betrachtungen, die sonst so viel Gefühl für die Provinz aufbringen wie Bagger fürs Blumenpflücken, vermag sie in einigen Momenten noch an Ruhe und Weite alpiner Lebensweisen erinnern. Eine betagte Bäuerin bringt sie jedenfalls viel glaubwürdiger hin als Christiane Hörbiger. Wie zur Strafe für diese Fähigkeit wurde Frau Drexel am Mittwochabend auf ORF 1 und ARD von Lebenden und Toten verfolgt.

Foto: ORF/Marc Haader

In "Die Heilerin 2" haben Autor Felix Mitterer (Bild) und Regisseur Holger Barthel eine wilde Mischung hineingepackt. Platte Mystery-Motive, die schon in viel billigerer Fiktion gute Dienste leisteten, konterkarierten eine Mediziner-Debatte zwischen Leben retten und Schönheitschirurgie.

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Die nebelverhangenen Berge des Salzkammerguts trafen auf Hamlet-Metaphern, ausgehöhlte Volkstümlichkeit auf Mutter-Tochter-Konflikte. Glaubte man am Beginn des Films noch an einen Mystery-Reißer, der in schnellen Strichen alte Motive auf den Schirm zeichnet, wird er mehr und mehr zur sprunghaften Bildercollage aus Heimat-, Grusel- und Beziehungsfilm.

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Recht statische Bildläufe zeugten von den Problemen der übersinnlich Begabten, die nun auch nahende Todesgefahr ihrer Angehörigen halluzinierte. Ihre Enkelin, gesegnet mit ähnlichen Gaben, droht zuerst in die Welt der Toten abzudriften, nimmt dann aber den Rat der Oma an und das Drama um ihre krebskranke Mutter ernst.

Filmcollagen, die sich an breiten Motivspektren bedienen, sollten gut verzahnt sein, sonst wird das - wie in diesem Film - keine runde Sache. Da hilft Ruth Drexels urtümliche Ausstrahlung auch nichts mehr. (pum/DER STANDARD, Printausgabe, 19.12.2008)

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