Straßburg- Liberale und sozialistische Abgeordnete des EU-Parlaments haben am Mittwoch den Vatikan wegen dessen Haltung zu einer französischen UNO-Initiative zur Entkriminalisierung von Homosexualität kritisiert. Das berichtete Kathpress am Donnerstag. Der italienische Abgeordnete Vittorio Agnoletto forderte die EU-Institutionen in Straßburg auf, den Apostolischen Nuntius bei der EU einzubestellen, damit er die Haltung des Heiligen Stuhls erläutere.

Frankreich will im Namen aller EU-Mitglieder der UNO ein Projekt zur weltweiten Aufhebung der Strafbarkeit der Homosexualität vorlegen. Die französische Menschenrechts-Staatssekretärin Rama Yade und der niederländische Außenminister Maxime Verhagen wollen die Initiative am Donnerstag am Rande der UNO-Vollversammlung in New York vorstellen. Homosexualität stehe noch in 80 Staaten unter Strafe und in sechs Ländern werde dafür die Todesstrafe verhängt, meinte Yade.

Entkriminalisierung der Homosexualität

EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner kündigte am Mittwoch an, die EU-Kommission werde in ihren Menschenrechtsverhandlungen die Entkriminalisierung der Homosexualität zum Thema machen. Dabei müssten aber die jeweils geltenden Sitten berücksichtigt werden, so die Kommissarin. Der italienische liberale Abgeordnete Marco Cappato beglückwünschte Frankreich zu der Initiative und begrüßte es, dass sich bereits mehr als 60 Staaten dieser angeschlossen hätten. Kritik übte der britische unabhängige Abgeordnete Jim Allister. Damit würden die Rechte einer "gehätschelten Gruppe" höher gestellt als die Rechte aller anderen, so der Nordire.

Neue Formen von Diskriminierung

Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in New York, Erzbischof Celestino Migliore, hatte sich in einem Interview Anfang Dezember zwar gegen jede Diskriminierung von Homosexuellen ausgesprochen, aber auch betont, dass man homosexuelle Verbindungen nicht mit der Ehe von Mann und Frau gleichstellen dürfe. Frankreichs Initiative könne als politische Erklärung betrachtet werden, mit der man eine Kategorie von Menschen vor der Diskriminierung beschützen wolle, ohne zu berücksichtigen, dass man damit neue Formen von Diskriminierung einführe, sagte Migliore. Die Position des Vatikans sorgte für heftige Kritik in Italien. (APA)