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Die Einschnitte machen sich langsam auch statistisch bemerkbar. Die Zahl der beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice angemeldeten Kündigungen steigt seit Oktober rasant.

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Wien/Graz/Innsbruck - Die Liste der Betriebe, die in der Krise Mitarbeiter abbauen, wird immer länger. Am Mittwoch wurden Kündigungen beim TV-, Internet- und Telefonieanbieter UPC Telekabel bekannt. Sowohl in Wien als auch in Graz wurden die Beschäftigten über Sparpläne informiert. Viele der Betroffenen, die Dienstfreistellungen akzeptierten, packten sofort ihre Schachteln. Insgesamt sollen 150 Mitarbeiter einen blauen Brief erhalten haben, hieß es aus gut unterrichteten Kreisen.

UPC-Sprecher Gustav Soucek sprach dagegen von "knapp 100 Personen" , die im Zuge einer "Redimensionierung" abgebaut würden. Es gebe auch einen Sozialplan. Die Maßnahmen zögen sich quer durch alle Standorte und Bereiche. UPC beschäftigt 1200 Mitarbeiter in Österreich, den Großteil davon in Wien, den Rest in Graz, Innsbruck, Wiener Neustadt und Klagenfurt.

Der unter steigender Konkurrenz leidende Konzern UPC ist kein Einzelfall. Seit Monaten wird die Liste der Firmen mit Jobabbau immer länger. Gestern wurde auch die Freisetzung von 500 Leiharbeitern beim Schalungsplatten-Konzern Umdasch mit Sitz in Amstetten bekannt.

Die Einschnitte machen sich statistisch bemerkbar. Die Zahl der beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice angemeldeten Kündigungen steigt seit Oktober rasant, inklusive November legte sie um 26 Prozent auf 82.300 zu. Hauptbetroffen ist der Bau, der im Vorjahr noch von guter Konjunktur und Witterung profitiert hat. Am schlimmsten erwischt hat es Kärnten, wo sich die Zahl der Kündigungen fast verdreifacht hat. In der Statistik sind einvernehmliche Reduktionen - wie bei AT&S - nicht involviert.

In der Industrie dominiert vorerst noch die Kurzarbeit, die drastisch zunimmt. Hier waren im November knapp 9000 Beschäftigte registriert, im Dezember und Jänner kommen laut AMSrund 7000 hinzu. Die Metallindustrie, insbesondere in Oberösterreich und der Steiermark, führt die Liste an. Ein richtiger Einbruch am Arbeitsmarkt wird erst im Frühjahr erwartet, wenn Überstunden und Urlaubsansprüche abgebaut sein werden. Wie berichtet, befürchtet das Wifo einen Anstieg der Arbeitslosenzahl bis 2013 um 100.000 Personen. Schon früher drohen Jobkürzungen im Hause Swarovski. Der Tiroler Konzern soll die Verlagerung von Produktionsteilen aus Wattens nach Tschechien auf Jänner vorziehen, berichtete das ORF-Radio in Tirol. Mit dem Land werde über eine Arbeitsstiftung verhandelt. Swarovski wollte die Meldung nicht bestätigen.

Dass die Rationalisierungen in der Industrie anhalten werden, zeigen auch jüngste Konjunkturprognosen. Die Industriellenvereinigung erwartet für 2009 bei der Produktion ein Minus von drei bis sieben Prozent. Weiter abwärts geht es auch in Deutschland. Laut Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Instituts ist die Stimmung der Wirtschaft auf den tiefsten Stand seit 26 Jahren gefallen. (as, cms, kat, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 19.12.2008)