Prag/Temelin - Im südböhmische Atomkraftwerk Temelin hat es wieder einen Zwischenfall gegeben. Im zweiten Reaktorblock muss die Stromproduktion wegen einer Panne vorübergehend eingestellt werden, teilte AKW-Sprecher Marek Svitak mit. Grund sei eine Störung bei dem Öl-Zufluss zu den Regulations-Ventilen der Turbine.

Am Freitagvormittag lief der Reaktor des zweiten Blocks noch mit 80 Prozent. Allerdings werde der Block am Abend für kurze Zeit vom Netz genommen, um die Reparatur durchführen zu können. Die Stromproduktion sollte am Samstagabend wieder aufgenommen werden, hieß es.

Wiederholt Probleme

Bereits Ende November hatte es in Block 2 von Temelin eine Panne gegeben. Die Abschaltung war automatisch aufgrund eines Signals des Kontroll- und Schutzsystem des Generators erfolgt. Im Herbst hatte es auch Probleme im ersten Block gegeben, wo der Rotor der Turbine repariert werden musste.

Reaktionen aus der Politik

Das Umweltministerium gab im Laufe des Tages Entwarnung. Von der gemeldeten Panne seien keine Auswirkungen für Österreich zu erwarten, hieß es in einer Aussendung. Tschechien hätte außerdem alle Informationspflichten eingehalten. FPÖ, Grüne und Atomgegner nahmen den Zwischenfall dagegen zum Anlass, erneut gegen Temelin zu protestieren.

Die Informationspflichten seien von tschechischer Seite "zeitgemäß und routinemäßig" eingehalten worden, hieß es in der Aussendung des Umweltministeriums. Es handle sich bei dem Zwischenfall demnach um einen "Reparaturbedarf im nicht-nuklearen Bereich beim Öl-Zufluss zu den Regulations-Ventilen der Turbine". Weder "strahlenschutz- noch nuklearpolitisch" seien weitere Schritte zu veranlassen, so das Ministerium. Es bestehe kein Grund zur Panik.

Der freiheitliche Nationalratsabgeordnete und Temelin-Sprecher Werner Neubauer forderte unterdessen von der Regierung, Flagge zu zeigen."Der neuerliche - und sicherlich nicht letzte - Störfall beim AKW Temelin zeigt in beängstigender Weise, wie gefährlich nun einmal dieser Schrottreaktor ist", meinte Neubauer am Freitag in einer Aussendung. Wichtig sei, dass die Regierung "endlich Flagge zeigt" und die "permanente Gefährdung der österreichischen Bevölkerung nicht länger akzeptiert", so der Abgeordnete. Er drängte darauf, dass die Regierung eine Stellungnahme zu den Turbinenproblemen vom Betreiber einfordert.

Auch die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner forderte die Regierung zum Handeln auf. "Atomkraft ist ein Auslaufmodell. Wartet die österreichische Bundesregierung zu, bis tatsächlich einmal Schlimmeres passiert", fragte Brunner in einer Aussendung. Die Organisationen "atomstopp_oberoesterreich" und "Anti Atom Komitee" appellierten an Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V), er solle eine Analyse der Turbinenprobleme verlangen. (APA)