Michael Krammer

Vor rund drei Monaten wandelte sich der drittgrößte heimische Mobilfunkbetreiber "One" in "Orange". Am Freitag zog Firmenchef Michael Krammer eine erste Bilanz. Der Markenwechsel, den sich das Unternehmen 20 Millionen Euro kosten lässt, hat zu einem Kundenzuwachs von 3,6 Prozent geführt. Orange zählt nun 2.030.000 Kunden, davon nutzen 600.000 die Angebote der Diskont-Tochter Yesss. Der Umsatz betrug Ende des ersten Halbjahres 2008 rund 302 Millionen Euro, der Gewinn belief sich auf 103 Millionen Euro.

Markenbekanntheit

Vor allem der Hallo Europa Tarif und verstärkte Verkaufsaktivitäten in den Bundesländern sorgten für das Plus, so Krammer. Die Zahl der Neuanmeldungen hat sich vor allem im Vertragskundensegment seit dem Start der neuen Marke mehr als verdoppelt.

"Der Markenwechsel war ganz klar ein Erfolg". So habe Orange inzwischen eine spontane Markenbekanntheit von 70 Prozent. Zum Vergleich: Mobilfunk-Benjamin "3" kommt auf 54 Prozent, Marktführer A1 auf 88 Prozent. Ziel ist es, innerhalb von einem Jahr "mit Orange die Bekanntheit von One erreicht zu haben".

Investitionen

Trotz des Kundenzuwachs und eines "hervorragenden Weihnachtsgeschäftes" - dank Apple iPhone und Netbook-Bundle - musste auch Orange einen sinkenden Umsatz je Telefonieminute hinnehmen. In der gesamten Branche habe sich dieser in den vergangenen Jahren fast halbiert. Krammer führte dies auf den heftigen Preiskampf, aber auch auf die Roamingvorgaben aus Brüssel zurück. Er warnte heute eindringlich davor, das nächste Roamingpaket, das den Handynutzern weitere Einsparungen bringen soll, umzusetzen. Die Folge wäre, dass alle heimischen Mobilfunker ihre Investitionen in Österreich zurückfahren würden.

Aber auch der österreichische Regulator sei gefragt. Ab dem kommenden Jahr sinkt für alle Mobilfunker das Terminierungsentgelt auf 5,72 Cent, wodurch die heimischen Netzbetreiber den ausländischen Anbietern bei Auslandsgesprächen ein Körberlgeld zahlen müssten. Krammer: Ein Anruf von Österreich nach Deutschland kostet uns 9 Cent je Minute - ruft aber ein Deutscher in Österreich an erhalten wir nur 5,72 Cent."

2009 trotz Wirtschaftskrise keine betriebsbedingten Kündigungen

Passten allerdings die rechtlichen Rahmenbedingungen, dann sei Orange bereit, in nächster Zeit 100 Mio. Euro in Infrastruktur- und Marktmaßnahmen zu investieren - ein "Konjunkturpaket", das angesichts der Wirtschaftskrise den Standort Österreich gut täte, wie Krammer betonte. Trotz der globalen Krise hatte Orange gestern ein Zeichen gesetzt und gemeinsam mit dem Betriebsrat vereinbart, dass es 2009 keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Orange hat derzeit rund 800 Mitarbeiter, vor einem Jahr waren es um 100 mehr. Der Abbau erfolgte durch natürliche Fluktation, betonte der Mobilfunker.

Eine Botschaft, die wohl auch bei Kunden gut ankommt. (sum/APA)