Wien - Erstmals hat die unkonsolidierte Bilanzsumme der österreichischen Banken die Billionen-Euro-Schwelle genommen. Ende September 2008 belief sich ihr Bilanzvolumen auf 1.071,08 Mrd. Euro, ein Zuwachs um 171,54 Mrd. Euro oder 19,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Aufschluss gibt die Erhebung, die die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) am Freitag veröffentlichte, auch über den Stand des Derivatgeschäft der heimischen Kreditinstitute. Es ist mehr als doppelt so hoch wie die addierte Bilanzsumme.
Ende September 2008 betrug das Volumen der Derivativgeschäfte bei den Austro-Banken 2.322,45 Mrd. Euro, zum Vorjahr ein Zuwachs um 266,19 Mrd. Euro bzw. 13 Prozent gegenüber dem Vorjahresultimo.
Der Großteil des Derivativgeschäfts entfiel nach Notenbank-Angaben auf Zinssatzverträge (75,8 Prozent, ein Minus um 4,4 Prozentpunkte), der Rest fast ausschließlich auf Wechselkurs-/Goldverträge (23,3 Prozent, plus 6,4 Punkte). Das Verhältnis der "besonderen außerbilanziellen Finanzgeschäfte" zur Gesamtbilanzsumme der österreichischen Kreditinstitute belief sich laut OeNB dadurch auf das rund 2,2-fache - gegenüber dem 2,3-fachen Ende 2007.
Maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Gesamt-Bilanzsumme der Banken selbst hatten heuer bis zum Herbst Umstrukturierungsmaßnahmen zweier Großbanken. Wie es am Freitag von informierter Seite zur APA hieß, ging es dabei bei einer Aktienbank um die Auslagerung des Investmentbankgeschäfts und bei einer anderen (Erste Group) um die rechtswirksam gewordene Abspaltung des Österreich-Geschäfts, wobei beides den inländischen Zwischenbankverkehr beeinflusste.
Direktkredite
Der Stand der Direktkredite an inländische Nichtbanken lag Ende September bei knapp 300 Mrd. Euro, das war ein Zuwachs um 5,2 Prozent.
247,01 Mrd. Euro davon waren Euro-Ausleihungen (plus 3,6 Prozent). Der Anteil der Fremdwährungskredite an allen aushaftenden Krediten lag Ende September 2008 bei 17,7 Prozent, insgesamt nahmen die Fremdwährungskredite in den ersten 9 Monaten (ohne Ausschaltung von Wechselkurseffekten) um fast 14 Prozent zu. Allerdings entfiel die Hälfte dieser Wachstumsrate bloß auf Wechselkurseffekte: Eine Folge der Abwertung des Euro gegenüber dem Franken als derzeit liebster ausländischer Darlehenswährung.
Die Einlagen inländischer Nichtbanken standen Ende des 3. Quartals bei den heimischen Banken bei 270,21 Mrd. Euro, ein Zuwachs von 4,7 Prozent. Ende September verteilten sich die Einlagen zu 54,8 Prozent auf Spareinlagen (minus 1,8 Prozentpunkte), zu 26,4 Prozent auf Sichteinlagen (minus 1,3 Prozentpunkte) und zu 18,8 Prozent auf Termineinlagen (plus 3,1 Prozentpunkte).
Die Auslandsforderungen stiegen um 13,8 Prozent auf rund 400 Mrd. Euro und die Auslandsverbindlichkeiten um 11,8 Prozent auf rund 306 Mrd. Euro.
Die nach den neuen Eigenkapital-Bestimmungen von "Basel II" errechneten unkonsolidierten anrechenbaren Eigenmittel betrugen Ende September 2008 rund 84,4 Mrd. Euro, das war ein Zuwachs um 4,47 Mrd. Euro beziehungsweise 5,6 Prozent. In den ersten neun Monaten 2007 waren laut OeNB die Eigenmittel noch um 13,33 Milliarden oder 22,1 Prozent gestiegen. Mit 63,51 Mrd. Euro entfielen 75 Prozent der Eigenmittel auf das Kernkapital. Die unkonsolidierte Eigenmittelausstattung in Prozent der Bemessungsgrundlage ("solvency ratio") betrug im September bei den Austrobanken 16,2 Prozent (minus 1,6 Prozentpunkte gegenüber Ultimo 2007). (APA)