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Mark Felt, links im Bild, auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 1985.

Foto: APA/Daughterty

"Deep Throat" ist tot. Der wichtigste anonyme Informant im legendären Watergate-Skandal, Mark Felt, starb am Donnerstag (Ortszeit) im Alter von 95 Jahren in Kalifornien. Der frühere FBI-Vizechef erlag einem Herzversagen, wie ein Freund der Familie bekannt gab.

Erst mehr als drei Jahrzehnte nach der Watergate-Affäre, die Präsident Richard Nixon schließlich 1974 das Amt kostete, hatte sich Felt Ende Mai 2005 als die Informationsquelle der "Washington Post" zu erkennen gegeben. "Ich bin der Kerl, den sie 'Deep Throat' nennen", sagte er 2005 dem Magazin "Vanity Fair". Der nach einem Schlaganfall schwer kranke Mann wollte sein Geheimnis nicht mit ins Grab nehmen.

Felts Informationen brachten die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward auf die Spur ins Weiße Haus. Die Hinweise des als "Deep Throat" auftretenden Informanten belegten 1972 die Verwicklung der republikanischen Regierung in einen Lauschangriff auf die Zentrale der Demokratischen Partei in Washington und führten zwei Jahre später zum Sturz Nixons. Die Reporter Bernstein und Woodward hatten geschworen, ihre Quelle erst preiszugeben, wenn diese nicht mehr am Leben sei.

Nachdem Felt selbst aus der Deckung kam, bedankten sich die Journalisten öffentlich: "Mark Felt ist 'Deep Throat'. Er hat uns bei der Watergate-Berichterstattung unermesslich geholfen", erklärten sie.

Großer Schock

Das Bekenntnis Felts, dass er der Informant gewesen sei, war selbst für seinen damaligen Chef Patrick Gray ein großer Schock. Felt war zwar zuvor mehrfach als Verdächtiger identifiziert worden, doch konnte ihm nie etwas nachgewiesen werden.

Einer der entscheidenden Tipps betraf die Finanzierung des Einbruchs. Hier führte die Spur direkt zu Nixons Wahlkampfteam, wie die Reporter herausfanden. In der letztlich gescheiterten Nacht- und Nebelaktion wollten die Wahlkämpfer Wanzen für einen Abhörangriff auf die Demokraten verstecken.

"Die Leute werden noch lange darüber reden, ob ich das Richtige gemacht habe", schrieb Felt 2006 in seinen Memoiren. Er habe geglaubt, die Presse könne die Regierung zur Zusammenarbeit bei den Ermittlungen drängen. Vor allem diejenigen, die Konsequenzen aus der Affäre ziehen mussten, brandmarkten "Deep Throat" als Verräter. Andere feierten ihn als Helden, der sich einer unlauteren Regierung widersetzt habe.

Einige Kritiker hielten Felt vor, verletzte Ehre habe ihn in die Rolle als Informant getrieben. Der ambitionierte Beamte war zur Zeit des Skandals tief gekränkt, weil er von Nixon bei der Besetzung des FBI-Chefpostens übergangen worden war. "Deep Throat" wies dies zurück.

Felt habe lange mit sich gerungen, ob er sich als Informant zu erkennen geben sollte, berichtete John D. O'Connor, der vor drei Jahren den "Vanity Fair"-Artikel verfasste und nun auch den Tod des Freundes bekanntgab. Er habe sich Gedanken gemacht, was die Enthüllung für sein Ansehen bedeuten könnte - ob er als Verräter oder Ehrenmann gesehen würde.

Titel eines Pornofilms

Schließlich überzeugte ihn seine Tochter Joan, an die Öffentlichkeit zu treten. Die Familie gab damals die Identität des Informanten nach eigenen Aussagen auch aus finanziellen Erwägungen preis. Es habe mehrere Gründe gegeben, sagte Joan Felt: "Ich will nicht bestreiten, das Geld einer davon war."

Die Zusammenarbeit von "Deep Throat", dessen Deckname der Titel eines Pornofilms ist, und den beiden Reportern fand unter höchst konspirativen Bedingungen statt - zumeist in Tiefgaragen. Wenn Woodward Kontakt aufnehmen wollte, signalisierte er das mit einem Blumentopf auf seinem Balkon, der mit einer roten Fahne bestückt war. Das beispiellose Polit-Drama wurde 1976 mit Robert Redford und Dustin Hoffman verfilmt unter dem Titel "All the President's Men" (Die Unbestechlichen). (APA/AP)